Full text: Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte

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5. Wo des Perkunos Steine ragen, 
Von Urwaldfichten schwarz umsäumt, 
Wo wilde Steppenhengste jagen 
Und im Gestrüpp der Rohrwolf heult — 
6. Dort, statt am Jordan zu vergeuden 
Des Ritters Mut, des Bauers Kraft, 
Tort sollt ihr fechten, bann und reuten 
Mit Axt und Grabscheit, Schwert und Schaft. 
7. Auf! rasche Franken, zähe Sachsen. 
Ihr Schwaben klug, ihr Bayern stark: 
Gen Preußenland! aus Sumpf erwachsen 
Soll Deutschland eine neue Mark! 
8. Gen Preußenland! Brecht, stet im Siegen, 
Mit Schwert und Pflug die Wege klar, 
Und hoch ob euren Häuptern fliegen 
Prophetisch soll des Reiches Aar. 
Kaiser Uudolf. 
1. Einst saß der Kaiser Rudolf im hohen Herrschersaal, 
Und vor den Pforten standen die Wächter allzumal. 
2. Da kam im Bettlerkleide, gebeugt, ein greiser Mann, 
Ser rief die stolzen Söldner um Einlaß flehend an. 
3. Er sprach mit trübem Blicke: „Verletzet ward mein Recht 
Sem Kaiser laßt mich's klagen, der Kaiser ist gerecht." 
4. Ta wiesen ihn die Schranzen zurück mit schnödem Wort: 
„Heb dich von hinnen, Alter! dein Glücksstern weilt nicht dort. 
5. Heb dich von hinnen, Alter; der Kaiser hat nicht Zeit, 
Daß er mit Bettlern rechte und schlichte ihren Streit." 
6. Herr Rudolf, der's vernommen, rief: „Laßt den Alten ein, 
Bin ich denn darum Kaiser, verschlossen stets zu sein? 
7. Was meiner Krone eigen, so weit das deutsche Reich, 
So viel sind meiner Kinder und eins dem andern gleich. 
8. Und wer nach mir begehret, den führt zu mir herein: 
x'd) will ein lieber Vater, kein stolzer Herrscher sein." 
Friedrich Otte. 
Kaiser Rudolfs *titt jum Grabe. 
1. Aus der Burg zu Germersheim, 
Stark am Geist, am Leibe schwach. 
Sitzt der greise Kaiser Rudolf, 
Spielend das gewohnte Schach.
	        
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