31. Nürnberg und seine Kunst.
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der edelsten, reichsten, weil auf einheitlicher Bahn durchgeführten Vollendung
gefunden. Wie auf den Fingerzeig einer gütigen Gottheit gelangten hoch¬
begnadete Meister in dem Augenblick zur Entfaltung ihres segensreichen
Wirkens, als ihre Vaterstadt gerade ihrer Vermittlung bedurfte. Durch ihre
sich ergänzende Tätigkeit erhob sie sich auf eine ungewöhnliche Höhe künst¬
lerischen und wissenschaftlichen Gestaltungsvermögens. Als dieser Augenblick
eintrat — um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert — begann zugleich jene
Palas. Sinwellturm. Kaiserstallung. Luginsland.
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Nürnberg mit der Burg, Südansicht vom Turm der Lorenzerkirche aus.
(Nach Steinhausen. Kulturgeschichte. Bibl. Institut, Leipzig.)
auf die vorbildlichen Arbeiten der Nürnberger Künstler fast allein begründete
Epoche der deutschen Kunstentwicklung, welche wir „deutsche Renaissance" zu
nennen uns gewöhnt haben. Aber kaum länger als ein Menschenalter erhielt
sich Nürnberg in seiner führenden Stellung. Mit dem Aufsteigen einer neuen
Zeit ging sein Niedergang Hand in Hand. Wie ganz Deutschland brach es
unter dem Dreißigjährigen Krieg zusammen um sich nicht mehr zu erholen. Der
Nachwelt bleibt neben den herrlichen Zeugnissen einstmaligen Ruhmes die Freude
au den Bauwerken der Stadt, welche den Forderungen der Gegenwart zum Trotz
ihren mittelalterlichen Charakter so treu wie möglich zn wahren bestrebt ist.
Weit hinaus in die fränkischen Lande leuchtet das helle Rot der Ziegel,
die Nürnbergs Bnrg decken. Dem breiten Gebäude stehen in künstlerischer
Unregelmäßigkeit schlanke Wachttürme zur Seite. Nordwärts zeugt der Graben
von der vormaligen Notwendigkeit ernster Verteidigung, südlich umschließt als