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den wir uns nun und gehen rechts zur Neptuns- und Muschelgrotte
hinauf, die von einem Neptun gekrönt wird, während das mit Muscheln
bekleidete Innere eine Statue desselben Gottes birgt. Nebenan er¬
hebt sich die 1755 von Manger erbaute Bildergalerie, eine etwas ab¬
geschwächte Wiederholung des Hauptschlosses; das durch Unger ge¬
schaffene säulengetragene, reich gezierte Innere übertrifft dagegen um
bedeutendes das Äußere. Achtzehn Statuen, zwischen denen sich zer¬
streut sechs Vasen befinden, sind an der Front der Galerie geordnet;
sie stellen symbolisch zum Teil die einzelnen Künste und Wissenschaften
dar; der Platz vor der Galerie führt die Bezeichnung „der holländische
Garten".
Seitlich hinter der Bildergalerie erhebt sich die bekannte Mühle
von Sanssouci, die, als Friedrich II. sein Sommerschlotz erbaute, im
Besitze des Müllers Erävenitz war, der sich bei der Vergrößerung
der Parkanlagen wiederholt mit Klagen über Gewerbebeeinträchtigung
durch Entziehung des Windes usw. an den König wandte. Dieser soll,
endlich ungeduldig, mit Gewalt gedroht haben, worauf der Müller,
seines guten Rechtes bewußt, geantwortet hätte: „Ja, wenn das Kammer¬
gericht in Berlin nicht wäre!" Mit vollem Grund wird heute diese
Sage angezweifelt, denn als im Laufe der Zeit die Mühle zu zer¬
fallen drohte, ließ sie 1786 der König auf seine Kosten wieder her¬
stellen, da er sie als einen Schmuck der Landschaft betrachtete. Nach
einem Brande wurde sie 1791 durch Friedrich Wilhelm II. erneuert
und später von Friedrich Wilhelm IV. angekauft und nicht mehr in
Dienst gestellt.
Das Schloß selbst darf als eine der schönsten Schöpfungen der
Rokoko-Architektur bezeichnet werden. In einer Länge von etwa neunzig
und einer Tiefe von etwa fünfzehn Metern tritt der mit einer kupfer¬
gedeckten Kuppel gekrönte Mittelbau etwas aus der Fassade hervor,
während das Gesims, das durch eine Balustrade mit Kindergruppen
und Vasen geschmückt wird, durch Sandstein-Hermen-Karyatiden, die
Waldgötter und -göttinnen darstellen, getragen wird. Vor dem Schloß
breiten sich üppige Rasenflächen aus, geziert durch eine Adamsche Flora
mit dem Amor und durch eine liegende Kleopatra. Unter dieser wollte
Friedrich ruhen, wie er es in seinem Testament bestimmte: „Meine
Ruhestätte sei auf Sanssouci, oben auf den Terrassen in einem Grabe,
das ich mir zurichten ließ." Sein Wunsch sollte nicht in Erfüllung
gehen; unter der Flora dagegen haben die elf Windspiele des Königs