Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns

34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. 
173 
Mauern, in den welschen Apenninen unb der letzte Stern sank blutigen Glanzes 
auf betn Markte Neapels; — einsam trauerten Dentfchlanb unb bes Reiches 
Feste wie bie verlassene Brant. 
Wilhelm von Hollanb „erreichte jetzt bas Ziel aller feiner Wünsche, 
den Trifels samt feinen Heiligtümern", wie er hocherfreut feinem Kanzler, betn 
Bifchof von Speyer, schreibt. Im Triumphe zog er ein, feine Gemahlin sollte 
nachkommen, würbe aber von bcm Rietberger samt ihrem Gefolge aufgehoben. 
„Die Besitznahme von Trivellis ist eine ber ersten Maßnahmen, welche ein 
römischer Kaiser zu ergreifen hat," schreibt ber Papst an Richarb von Korn¬ 
wallis nach dessen Wahl. Unb dies nahm sich ber Englänber zur Lehre. 
So blieb ber Trifels bie erste Feste bes Reiches unb feit Kaiser Hein¬ 
richs V. Tob wurden hier bie Reichsinfignien nach besten noch auf bem Toten¬ 
bette gemachten Verordnungen verwahrt, bis sie Rnbolf von Habsburg 
noch Kybnrg in ber Schweiz brachte. Jeboch Adolf von Nassau brachte sie 
roieber hierher. Lubwig ber Bayer pflanzte bie Reichsfahne hier auf, aber 
er verpfänbete bie Burg samt bem freien Reichsftübtchcn Annweiler an 
bas pfälzische Haus, woburch beibe zuletzt an bie Herzoge von Zweibrücken 
kamen. Da erblich bie Herrlichkeit bes Trifels mit ber Herrlichkeit bes Reiches, 
als die Fürsten des Reiches sich über die Würde des Kaisers erhoben — bie 
Bauern konnten bereits die alte Kaiferburg plündern — einsam stand der 
Trifels nnd gebeugt unter die Gewalt kleiner Herrscher. Da traf ihn der 
Himmel noch mit seinem Blitzstrahl, wodurch der größte Teil der Bnrg ab¬ 
brannte. Notdürftig ausgebessert sah bie einst so herrliche Bnrg, welche 
Kaiser und Könige beherbergt hatte, arme flüchtige Laudlcute im Dreißigjährigen 
Kriege in ihren Mauern und wilde Horden ans Spanien. Schweden und 
Ungarn, bis bie Pest alle ihre Eiuwohuer vollenbs vertrieb. Als bie Fran¬ 
zosen im Reunionskriege auf ben Trifels kamen, fanden sie nichts als Ruinen. 
So ruht nun der Trifels auf feinen gewaltigen Felsen in Schutt und 
Trümmern, immer noch ein großer, wenn auch trauernder Zeuge einer großen 
Vergangenheit. 
34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. 
Von Karl Trautmann.* 
Wenn einer um das Jahr 1600 nach dem damals noch so weltverlorenen 
Schleißheim feine Schritte lenkte, um etwa bei einer der traulichen, in Waldes¬ 
dämmer versteckten Klausen feine Andacht zn verrichten ober Herz unb Auge 
an all bem Gottesfegen zu erlaben, ber ba draußen, auf Feld und Flur, so 
reich sich erschloß, so konnte er wohl einem ernsten, mildblickenden, alten 
Herrn begegnen, der, geistlich gekleidet wie ein Kanonikus, in stille Betrachtung 
versunken, einsam feines Weges ging. 
Es war Herzog Wilhelm V., zubenannt der Fromme.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.