Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns

34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreunds 
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Fridrich Suftris, ein gehonter Holländer, aber anß Welschland dahin kommen, 
behülfflich gewesen, welcher auch noch täglich darmit Omgehet, das; er jn mit 
seiner täglichen arbeit und netoen fünden ziere, als mit lustigen Bächlein, die 
allenthalben dardnrch rauschen, mit lieblichem fliegen und gef an g mancherley 
Geoögels, mit Nymphen oder Juncksraweu Bildern, Gemählen, Kräuterfeldern 
vnd dergleichen dingen mehr, die zur ergetzlichkeit vnnd Wollust dienlich find, 
also, daß beyde, der durchlauchtigste Fürst vnd auch der sinnreiche Meister, 
welcher wol wehrt ist, daß er vmb einen solchen Fürsten vnnd Patronen sey, 
höchlich zu loben und zu preisen". 
Aus diesen Worten Huffitagels erhellt unzweideutig, daß nicht Herzog 
Albrecht V., sondern Kronprinz Wilhelm während feines Landshuter Auf¬ 
enthaltes von 1568—1579 es gewesen ist, der die alte Trausnitz baulich 
und gärtnerisch zu dem gemacht hat, was sie trotz ihres bedauernswerten 
Verfalles noch heute geblieben ist — ein Schatzkästlein der Renaissance, ein 
Heim, wo Natur und Kunst, wo der Zauber der Erinnerung an vergangene 
Zeiten des altbayerisch gemuteten Besuchers Sinne gar wundersam gefangen 
nehmen. 
Von diesem sonnigen, kunstersüllten Hintergründe hebt sich ein viel¬ 
gestaltiges Hofleben ab. Der Hofstaat ist, wie Herzogin Renata es von ihrer 
Heimat Lothringen her gewohnt war, auf großem Fuße eingerichtet. Außer 
den zahlreichen Dienern, Kämmerlingen und Verwaltungsbeamteu stehen ita¬ 
lienische Komödianten und Springer in Diensten, französische Gärtner, die 
herrschenden Moden widerspiegelnd ein deutscher, ein spanischer, ein französischer 
Schneider, dazu Mohren, ein Löwenwärter, ein Leopardmeifter, Zwerge und 
viel ander minderes Volk — fürwahr, man glaubt tu eines der farbenglühenden 
Bilder Meister Paolo Veronefes zu schauen. 
Vor allem aber hatte der Fürst einen auserlesenen Kreis von Musikern 
und Sängern um sich versammelt; denn seine frühesten Kunftneigungen galten 
der Musik und hierin es seinem Vater Albrecht V. gleichzutun bildete seinen 
ersten Ehrgeiz. 
Kronprinz Wilhelm selbst war musikalisch hochgebildet. Er spielte die 
Laute, Zither, Lyra und andere Instrumente und war, wie berichtet wird, ein 
guter Sänger. Sein Berater in allen musikalischen Fragen ist seines Vaters 
Kapellmeister Orlattdo di Lasso, mit dem ihtt bald und zeitlebens herzliche 
Freundschaft verband. Orlando ist ein häufiger und stets freudig begrüßter 
Gast auf der Trausnitz. Und die zahlreichen, von mehr oder minder gepfeffer¬ 
ten Witzen übersprudelnden Briefe, die der Meister an den Kronprinzen richtet, 
bleiben ein wertvolles Denkmal dieses Bundes, schon deshalb, weil sie uns 
lehren, daß der vertraute, niemals den Gebieter zeigende und Vertrauen er¬ 
weckende Persönliche Verkehr mit seinen Künstlern — und nicht allein mit den 
großen unter ihnen — ein Hauptzug ist in dem liebenswürdigen Bilde Herzog 
Wilhelms als Kunstfreund. 
SronSeber, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 
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