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69. Das bayerische Heer in den Jahren 1800 mit 1812.
Mann unterscheiden. Besonders imposant waren die ungeheuern Massen schwerer
Kavallerie, namentlich der majestätischen Grenadiere ä cheval anzusehen. Diese
zogen iu einem großen, doppelten Vierecke von immenser Ausdehnung in schräger
Richtung über die Ebene; mir fielen dabei die Worte Schillers ein:
„Schwer und dumpfig,
(Eine Wetterwolke,
( Durch die grüne (Eb’ne schwankt der Marsch,
Zum wilden, eisernen Würfelspiel
Streckt sich unabsehlich das Gefilde."
Das Geplänkel um die Stadt herum dauerte fort und fort. Inzwischen
wurden verschiedene Batterien nahe vor die Stadt postiert, welche ihre furcht¬
baren Geschosse iu dieselbe schleuderten. Bald zeigten hohe Rauchsäulen und
auflodernde Flammen die Wirkungen. Es brannte beinahe gleichzeitig in zwei
verschiedenen Richtungen und bei der herrschenden Windstille stieg der Rauch
in rötlich-grauen Säulen himmelhoch, schauerlich majestätisch empor. Da ich
das alles gleichsam zu meinen Füßen vor sich gehen sah und ein Plätzchen
fand, wo ich ungestört zeichnen konnte, packte ich sogar meine Farben aus und
entwarf an Ort und Stelle ein Aquarell von dem brennenden Regensbnrg.
Gegen Abend hatte man eine Bresche in die Stadtmauern geschossen. Und
mit wahrer Todesverachtung begannen die Franzosen den Sturm und waren
auch bald in die Stadt eingedrungen. Der Kampf dauerte nun in den Straßen
fort, bis die Österreicher Schritt für Schritt zurück über die Brücke auf das
jenseitige User der Donan geworfen waren. Bei diesem Gefechte wurde die
ganze Vorstadt Stadtamhof ein Raub der Flammen.
Napoleon, welcher den ganzen Tag Hindurch anwesend war nnd allent¬
halben gesehen wurde, stand gegen Abend nicht ferne von mir auf der An¬
höhe mit einer ungeheuren Suite vou mehr als hundert Köpfen; fast alle
Generale mit ihren Adjutanten hatten sich in einer Entfernung vou etwa 40
bis 50 Schritten hinter ihm versammelt. Das Ganze war prachtvoll von der
Abendsonne beleuchtet. Uuverwandt blickte er nach der Stadt in das mittler¬
weile bedeutend gewachsene Feuer. Er schien mir unheimlich, ich dachte an
Nero. —
69. Das bayerische Heer in den Jahren 1800 mit 1812.
Von Karl v. Landmann.*
Nach dem Siebenjährigen Kriege trat allenthalben in Deutschland ein
Stillstand in der Entwicklung des Heerwesens ein und nebenbei machte sich
eine Vernachlässigung der kriegsmäßigen Ausbildung ' zu Guusteu des Wach-
uud Paradedienstes sowie militärischer Spielereien mehr ober minder geltend.
Auch in Bayern war es mit betn Heerwesen zu Enbe bes 18. Jahr-
hnnberts nicht glänzenb bestellt, wenngleich anzuerkennen ist, daß Kurfürst Karl
Theodor der Verbesserung der Heereseinrichtungen sein Augenmerk zuwendete.