Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns

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4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte. 
aus Gold und Silber Zeugnis ab von dem einstigen Luxus im Römerreich. 
Gewöhnlicher Schmuck aus Bronze kam überall massenhaft zum Borschein. 
Ganz spärlich dagegen sind die Waffensunde aus dem Innern des Landes, 
abgesehen von den Grenzkastellen, von denen namentlich Ein in g (Abusina, 
am Beginn des Limes an der Donau) einen Reichtum an Waffen aller Art 
geliefert hat. In den Hausfunden gehören sie zu den größten Seltenheiten, 
mit Ausnahme der kleineren Jagdwaffen; in den Gräbern verschwinden sie ganz. 
Ersteres beweist den geordneten und langen Friedenszustand des Reiches, in 
dem nur der Berufssoldat Waffen trug; letzteres die geänderte Anschauung 
gegenüber der vorrömischen Zeit. 
Weit verbreitet sind im ganzen südlichen Bayern die Münzfunde. Man 
darf die wieder ans Tageslicht gezogenen römischen Münzen sicher auf Hundert¬ 
tausende schätzen. Natürlich hat sich davon nur der kleinere Teil in den 
öffentlichen Sammlungen erhalten, der größere ist in Privatsammlungen und 
im Antiquitätenhandel wieder verschollen, ohne daß selbst nur die Fundorte 
bekannt wurden. Die erhaltenen Münzen reichen von Augustus bis an den 
Schluß der Kaiserzeit. Münzen der Republik und des oströmischen Reiches 
sind selten. Auch nach dem Ende der römischen Herrschaft zirkulierten diese 
Münzen uoch als Geld in Bayern bis in die Tage der Karolinger. Größere, 
einst vergrabene Schatzfunde beweisen die später zunehmende Unsicherheit in¬ 
folge der Einfälle der Germanen. Nach den Geprägen dieser Funde läßt sich 
vielfach die Zeit dieser Einfälle annähernd feststellen. Ans diese Weise tragen 
auch sie zur Aufhellung der Lokalgeschichte bei. 
Der Grabritus der römischen Zeit ist ein ganz anderer als der der vor¬ 
römischen. Er wird nicht mehr von dem Gedanken eines Fortlebens in bis¬ 
heriger Lebensweise bestimmt, so daß der Tote mit allem ausgestattet werden muß, 
wesseu er im Leben bedurfte, sondern der Totenkult ist nur eine höherer geistiger 
Kultur entsprechende Erinnerungsfeier. Der Tote bekommt noch Liebesgaben 
mit, aber nur als Angedenken seiner Angehörigen. Die Leiche wird in der 
rorkonstantinischen Zeit verbrannt und die Asche in einem Gefäß beigesetzt, 
später womöglich in einem Steinsarkophag, einer Steinkiste oder wenigstens 
in einem Plattenbehältnis bestattet. Die antike Sitte, Denkmäler über dem 
Grab zu errichten, hat uns eine stattliche Zahl von Jnschriftsteinen, oft mit 
figürlichen Darstellungen, erhalten, wenn diese auch uicht annähernd die Fülle 
und Schönheit der rheinischen erreichen. 
Wir sehen also das bürgerliche Leben namentlich in der Blüte der 
Kaiserzeit bis zu Mark Aurel in hoher Kultur, auf der es sich noch bis in 
die fonstantinische Zeit trotz der schon beginnenden Zuckungen der sogenannten 
Völkerwanderungsperiode int allgemeinen erhält. Aber allmählich kommt die 
Gefahr näher; die harmonische, geordnete Lebensführung hört auf, man muß 
sich auf plötzliches Verlassen einrichten; Neues wird jetzt kaum mehr entstanden 
sein. Erst muß die Grenze verlegt, das nördlich der Donau liegende Land
	        
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