110. Der Feldzug vom Jahre 1866 in Süddeutschland.
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fein; es beburfte wieberholter bringenber Mahnungen seitens Moltkes um ihn
rechtzeitig zur Umzingelung bes Heeres König Georgs zu veranlassen.
Nun toanbte er sich nach ©üben, wo er es mit zwei Gegnern zu tun
hatte. Der stärkere Feinb waren bie Bayern unter bem Oberbefehle ihres
Prinzen Karl; bann sammelte sich bei Frankfurt bas 8. Bunbeskorps, aus
Württembergern, Babenfern, Hessen unb Nassauern beftehenb, benen bie öster¬
reichische Division Neipperg beigegeben war. Das 8. Korps, bie Reichsarmee
benannt, zog unter schwarzrotgolbener Fahne ins Felb.
Es war Falckenfteins natürliche Aufgabe bie Bereinigung biefer beiben
Truppenkörper zu Hinbern unb jeben Teil vereinzelt zu schlagen. Die Bayern
waren um ben bebrängten Hannoveranern bie Hanb zu bieten nach Norben
gezogen unb bis Meiningen üorgebrungen, wo sie bie Unglücksuachricht von
ber Kapitulation König Georgs erhielten. Darauf brachen sie nach Westen
auf um ihre Bereinigung mit bem 8. Bunbeskorps zu vollziehen. An bessert
Spitze staub Prinz Alexanber von Hessen, ber in ber österreichischen Armee
bie Stellung eines Felbmarschalleutuants bekleibete unb bessen in Italien ge¬
wonnene Krtegserfahrungen ihn zu einem leitenben militärischen Posten zu be¬
fähigen schienen.
Prinz Alexanber wollte ben Bayern burch Kur Hessen entgegenziehen unb
sich etwa bei Fnlba mit ihnen vereinigen. Das aber mußte General Vogel
von Falckensteiu verhinberu. Auch sein Ziel war Fulba, weil er sich hier am
leichtesten zwischen die feindlichen Heere drängen konnte. Jnbem nun bie
Preußen unb Bayern von verschobenen Richtungen bemfelben Punkte zueilten,
stießen sie früher, als beibe Teile vermuteten, nnfeitianber unb maßen sich am
4. Juli in bem hitzigen Gefechte von Dermbach. Die Preußen zeigten fofort
die Überlegenheit ihrer Taktik, aber bas bayerische Fußvolk schlug sich wacker;
Prinz Karl hielt sich nicht für besiegt, wich aber etwas aus um fein Heer zu
konzentrieren unb bann den Kampf mit besserem Erfolge aufzunehmen. Er sah
inbeffen, baß es ihm nicht mehr möglich fei sich mit bem Buubeskorps bei
Fulba zu vereinigen; er hielt jeboch ben richtigen Gebanken fest sich in ben
Hauptkampf nicht früher einzulassen, als bis er feine Bundesgenossen an sich
gezogen hatte. Deshalb forberte er ben Prinzen von Hessen bringenb auf zu
ihm zu stoßen und bezeichnete ihm einen südlicheren Punkt, Kiff in gen, als
ben Ort einer gefahrlosen Bereinigung.
Da aber zeigte es sich, wie ungeeignet der Deutsche Bund durch feine
militärische Verfassung für eine tüchtige Kriegführung war. Wohl stand der
Prinz unter dem Oberbefehle des bayerischen Heerführers, aber dieser konnte
ihn nicht bestimmen sich dem wohlerwogenen Plane unterzuordnen. Denn der
Bundestag, der noch zu Frankfurt tagte, wünschte, daß das 8. Korps vor
allem diese Stadt decke, und ebenso sträubten sich Württemberg und Baden
dagegen ihre truppen von dem unteren Main abziehen zu lassen, weit ihr
Laub dadurch den Preußen geöffnet wäre. Jeder Landesfürst wollte vor
ffronSeber, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 34