Full text: Mecklenburgische Geschichte für Volks- und Bürgerschulen

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4. Wallensteins Prunksucht. — Zwar herrschte unter WallensteinS 
eisernem Regimente Zucht und Ordnung in Mecklenburg, aber das Land 
seufzte unter dem starken Drucke der Kontribution, die in der monatlichen 
Höhe von 30 000 Talern entrichtet werden mußte. Wallenstein suchte durch 
ungeheuren Aufwand nach außen zu ersetzen, was ihm an Hoheit der Geburt 
abging. Stets war er von fürstlichem Gefolge umgeben. Jede feiner Mahl¬ 
zeiten kostete eine Unsumme Geldes. Die Gemächer des Güstrower Schlosses 
ließ er mit kostbaren Tapeten prächtig schmücken. 
5. Wallensteins Ziele. — Wallenstein verfolgte weite Ziele. Er wollte 
Mecklenburg zum Mittelpunkt der deutschen Seeherrschast in der Ostsee 
machen und den schwedischen Einfluß beschränken. Dazu genügte ihm aber 
der Pfandbesitz Mecklenburgs nicht. Er verlangte vom Kaiser die erbliche 
Belehnung und erhielt sie. Auch die Stände wurden gezwungen, 1630 die 
Erbhuldigung zu leisten. Damit schien jede Hoffnung der Herzöge auf 
Wiedergewinnung ihres Landes verloren. 
6. Die Verbannung der Herzöge. — Die beiden Herzöge waren trotz¬ 
dem nicht müßig, ihr gutes Recht zu verteidigen. Sie fanden warme Unter¬ 
stützung bei den deutschen Fürsten, welche sich durch die Erhebung des kühnen 
Abenteurers in den Reichsfürstenstand in ihrer Standesehre gekränkt fühlten. 
Das rücksichtslose Verfahren des Kaisers gegen die mecklenburgischen Herzöge 
machte viele von ihnen um die eigene Sicherheit besorgt. Auf dem Kur- 
fürftentage zu Regensburg 1630 fetzte der Kaiser Wallenstein ab, gab aber 
den rechtmäßigen Herrschern ihr Land nicht zurück. Da kam ihnen Hilfe von 
einer anderen Seite. 
7. Die Rückkehr der Herzöge. — Am 4. Juli 1630 war Gustav 
Adolf, ein naher Verwandter der mecklenburgischen Fürsten, auf deutschem 
Boden gelandet. Ihm schloffen sich die Herzöge au und bemächtigten sich mit 
feiner Hilfe wieder ihres Landes. Am 29. Juli 1631 zog Adolf Friedrich I. 
in Schwerin, zwei Tage später Johann Albrecht II. in Güstrow ein. 
17. Mecklenburgs Kriegsdrangsake. 
1. Die Erstürmung Neubrandenburgs. — Während der Schweden¬ 
könig mit dem Hauptheere Kolberg belagerte, rückte Tilly mit 18 000 Mann 
in Mecklenburg ein und legte sich vor Neubrandenburg. General von Knyp- 
hausen hielt die Stadt mit nur 2000 Schweden besetzt. Eine Aufforderung 
Tillys zur Übergabe der Stadt wurde zurückgewiesen. Nach einer dreitägigen 
Beschießung ließ Tilly am 19. März 1631 Sturm laufen und eroberte die 
Stadt. Ein furchtbares Morden begann. Von der schwedischen Besatzung 
wurden nur 50 gefangen, alle übrigen fanden einen grauenvollen Tod. 
Auch die friedlichen Bürger machte man nieder und schonte weder Alter noch 
Geschlecht. Dem Morden folgte eine allgemeine Plünderung, bei welcher die 
Sieger ebenfalls alle nur erdenklichen Greuel verübten. Nachdem die 
Festungswerke geschleift waren, zog Tilly ab, um sich nach Magdeburg zu 
wenden. Lange Zeit hindurch wurde in Neubrandenburg am Mittwoch nach 
dem Sonntag Remiitiscere ein Buß- und Bettag unter dem Namen „Tilly-Tag" 
begangen, und noch jetzt spricht man in der Bevölkerung von „Tillen-Tiden". 
2. Die Schreckensjakire. — Nach der für die Schweden unglücklichen 
Schlacht bei Nördlingen machten die mecklenburgischen Herzoge ihren Frieden
	        
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