— 22 —
4. Wallensteins Prunksucht. — Zwar herrschte unter WallensteinS
eisernem Regimente Zucht und Ordnung in Mecklenburg, aber das Land
seufzte unter dem starken Drucke der Kontribution, die in der monatlichen
Höhe von 30 000 Talern entrichtet werden mußte. Wallenstein suchte durch
ungeheuren Aufwand nach außen zu ersetzen, was ihm an Hoheit der Geburt
abging. Stets war er von fürstlichem Gefolge umgeben. Jede feiner Mahl¬
zeiten kostete eine Unsumme Geldes. Die Gemächer des Güstrower Schlosses
ließ er mit kostbaren Tapeten prächtig schmücken.
5. Wallensteins Ziele. — Wallenstein verfolgte weite Ziele. Er wollte
Mecklenburg zum Mittelpunkt der deutschen Seeherrschast in der Ostsee
machen und den schwedischen Einfluß beschränken. Dazu genügte ihm aber
der Pfandbesitz Mecklenburgs nicht. Er verlangte vom Kaiser die erbliche
Belehnung und erhielt sie. Auch die Stände wurden gezwungen, 1630 die
Erbhuldigung zu leisten. Damit schien jede Hoffnung der Herzöge auf
Wiedergewinnung ihres Landes verloren.
6. Die Verbannung der Herzöge. — Die beiden Herzöge waren trotz¬
dem nicht müßig, ihr gutes Recht zu verteidigen. Sie fanden warme Unter¬
stützung bei den deutschen Fürsten, welche sich durch die Erhebung des kühnen
Abenteurers in den Reichsfürstenstand in ihrer Standesehre gekränkt fühlten.
Das rücksichtslose Verfahren des Kaisers gegen die mecklenburgischen Herzöge
machte viele von ihnen um die eigene Sicherheit besorgt. Auf dem Kur-
fürftentage zu Regensburg 1630 fetzte der Kaiser Wallenstein ab, gab aber
den rechtmäßigen Herrschern ihr Land nicht zurück. Da kam ihnen Hilfe von
einer anderen Seite.
7. Die Rückkehr der Herzöge. — Am 4. Juli 1630 war Gustav
Adolf, ein naher Verwandter der mecklenburgischen Fürsten, auf deutschem
Boden gelandet. Ihm schloffen sich die Herzöge au und bemächtigten sich mit
feiner Hilfe wieder ihres Landes. Am 29. Juli 1631 zog Adolf Friedrich I.
in Schwerin, zwei Tage später Johann Albrecht II. in Güstrow ein.
17. Mecklenburgs Kriegsdrangsake.
1. Die Erstürmung Neubrandenburgs. — Während der Schweden¬
könig mit dem Hauptheere Kolberg belagerte, rückte Tilly mit 18 000 Mann
in Mecklenburg ein und legte sich vor Neubrandenburg. General von Knyp-
hausen hielt die Stadt mit nur 2000 Schweden besetzt. Eine Aufforderung
Tillys zur Übergabe der Stadt wurde zurückgewiesen. Nach einer dreitägigen
Beschießung ließ Tilly am 19. März 1631 Sturm laufen und eroberte die
Stadt. Ein furchtbares Morden begann. Von der schwedischen Besatzung
wurden nur 50 gefangen, alle übrigen fanden einen grauenvollen Tod.
Auch die friedlichen Bürger machte man nieder und schonte weder Alter noch
Geschlecht. Dem Morden folgte eine allgemeine Plünderung, bei welcher die
Sieger ebenfalls alle nur erdenklichen Greuel verübten. Nachdem die
Festungswerke geschleift waren, zog Tilly ab, um sich nach Magdeburg zu
wenden. Lange Zeit hindurch wurde in Neubrandenburg am Mittwoch nach
dem Sonntag Remiitiscere ein Buß- und Bettag unter dem Namen „Tilly-Tag"
begangen, und noch jetzt spricht man in der Bevölkerung von „Tillen-Tiden".
2. Die Schreckensjakire. — Nach der für die Schweden unglücklichen
Schlacht bei Nördlingen machten die mecklenburgischen Herzoge ihren Frieden