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Mecklenburg einer glücklichen Zeit entgegenzugehen. Die Kraft des Landes
und der Wohlstand seiner Bewohner wuchs infolge einer andauernden
Friedenszeit und einer Reihe gesegneter Ernten. Am Heiligen Damm
bei Doberan gründete Friedrich Franz 1793 Deutschlands erstes Seebad. Im
Jahre 1803 glückte dem Herzog auch die Wiedergewinnung der im West¬
fälischen Frieden an Schweden verlorenen Gebietsteile. Gegen Zahlung von
1875 000 Thalern trat Schweden Stadt und Herrschaft Wismar nebst den
Ämtern Pol uud Neukloster an Mecklenburg zum Pfandbesitze ab.
2. Die Franzosenzcit. — Obgleich Mecklenburg sich nicht am Kriege
zwischen Preußen und Frankreich beteiligt hatte, brach nach der Schlacht von
Jena (1806) doch eine traurige Zeit für unser Land an. Die Trümmer
der preußischen Heere suchten sich nach Norden zu retten; Blücher zog mit
20 000 Mann durch Mecklenburg, dicht hinter ihm her 80 000 Franzosen.
Letztere plünderten besonders auf dem platten Lande in entsetzlicher Weise.
Die Soldaten schütteten abends das Geld oft scheffelweise auf den Scheunen¬
dielen aus und teilten es alsdann unter sich. Unter nichtigem Vorwande
nahm Napoleon alsdann vom Lande Besitz. Das mecklenburgische Wappen
wurde von den öffentlichen Gebäuden entfernt und durch den französischen
Adler ersetzt. Friedrich Franz mußte Mecklenburg verlassen und suchte in
Altona Schutz. Zwar erhielt er im Tilsiter Frieden auf Fürsprache des
Kaisers Alexander von Rußland sein Land zurück, wurde damit aber nicht
der französischen Abhängigkeit ledig. Er mußte dem Rheinbünde beitreten,
dem Handel mit England entsagen und in den Seestädten eine französische
Besatzung behalten. Dem Zuge Napoleons nach Rußland mußten 1714 Landes¬
söhne folgen. Von diesen kehrten nur 35 Mann in die .Heimat zurück.
3. Der Befreiungskrieg. — War Friedrich Franz der letzte deutsche
Fürst gewesen, der dem Rheinbünde beigetreten war, so sagte er sich als
erster wieder los- Am 25. März 1813 erließ er einen Aufruf zur Befreiung
des Vaterlandes von der französischen Zwinglierrschast. Der Aufruf wurde
von den Kanzeln verlesen und fand begeisterten Widerhall in den Herzen des
Volkes. Bereits am 1. Mai waren zwei Jägerregimenter, eins zu Fuß und
eins zu Pferde, jedes 600 Mann stark, gebildet. Bald wurde Mecklenburg
selber Schauplatz des Krieges, indem der französische General Davoust von
Holstein aus in den westlichen Teil des Landes vordrang. Ihm gegenüber
stand neben anderen Truppen auch die Lützowsche Freischar, in ihren Reihen
Theodor Körner. Der Heldenjüngling fiel am 26. August bet Rosenberg
zwischen Schwerin und Gadebusch; seine Leiche wurde bei dem Dorfe Wöb-
belin unter einer Eiche bestattet. Die mecklenburgischen Jäger hatten ihren
Ruhmestag am 28. August im Gefecht bei Retschow. Hierauf zog sich
Daooust aus Mecklenburg zurück. An dem weiteren Verlaus des Krieges
hatten die Schwerinschen Truppen nur geringen Anteil. Dagegen war es den
Strelitzer Husaren beschießen, an den großen Entscheidungsschlachten, welche
im Herzen Deutschlands geschlagen wurden, hervorragenden Anteil zu nehmen.
4. Friedrich Franz I. Standeserhöhmig und letzte Lebenszeit. — Auf dem
Wiener Kongreß 1815 wurde Mecklenburg zum Großherzogtum erhoben.
Der Thronfolger sollte Erbgroßherzog, seine jüngeren Brüder Herzöge heißen
Dem Großherzog und Erbgroßherzog gebührt die Anrede „Königliche Hoheit",
den Herzögen die Anrede „Hoheit". Großherzog Friedrich Franz I. war nach
Kräften bemüht, durch Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern, durch
Verbesserung der Rechtspflege, des Schulwesens und der Verkehrswege seinem