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auf der Flucht eingeholt. Ein Ritter entdeckte ihn in einer Scheune
in Oberndorf bei Regensburg uud hieb ihn nieder.
Jetzt erschien Otto, der Welfe, von neuem auf dem politischen Schau¬
platze. Gut beraten von dem trefflichen Erzbischof Albrecht von Magde¬
burg, empfahl er eine vollständig neue Wahl, trat aber selbst als Be¬
werber auf und verlobte sich mit einer Tochter Köuig Philipps. Er
wurde in Frankfurt bort der Mehrzahl der Fürsten gewählt. Auf
seinem Umritt im Reich erlangte er die volle Anerkennung, entfremdete
sich aber auch durch fein hochfahrendes Wesen viele Herzen, besonders
in Süddeutschland. Noch in demselben Jahre, 1209, unternahm er
die Romfahrt zur Kaiserkronmtg. Sobald Otto sich in Italien sicher
fühlte, brachte er die Hoheitsrechte wieder zur Geltung, zog das geraubte
Reichsgut ein und forderte die Unterwerfung der Städte. Der Papst
Jnnocenz HI. zürnte deshalb nicht, vielmehr krönte er ihn feinem Ver¬
sprechen gemäß in der Peterskirche, während draußen die deutschen
Ritter einen Aufstand der erbitterten Römer blutig zurückwiesen. Aber
als er bald darauf Siciliett und Neapel als Reichsland in Anspruch nahm,
wozu er gar kein Recht hatte, und erobernd über Capna, Neapel, Salertto
vordrang, sprach Jnnocenz den Bann über ihn aus und reizte alle
Fürsten Deutschlands und Italiens zum Abfall auf. Diesmal fand die
päpstliche Mahnung Gehör. In Deutschland erhob sich sofort die
staufische Partei unter Führung des Erzbischofs Siegfried von
Mainz, man gedachte Friedrich, dem Sohne Heinrichs VI., die Krone
zuzuweudeu. Dazu kam, daß um diese Zeit die hoheustaufische Ge¬
mahlin Ottos IV., Beatrix, starb und sich dadurch der Zusammen¬
hang der Welfen mit den Hohenstaufen wieder lockerte. Während
Otto eifrig damit beschäftigt war, Siciliett zu erobern, erschien sein
Bruder Heinrich und rief ihn im Aufträge der welfifch gesinnten
Fürsten nach Deutschland zurück, damit er den Aufstand dämpfe. Otto
verließ Italien, aber Friedrich folgte ihm fast auf dem Fuße. Unter
Zustimmung des Papstes, dem er den Hnldigttngseid für das si eil io¬
nische Reich geleistet hatte, bewarb er sich um die Kötügswtirde und
eilte über die Alpen nach Deutschland, wo abermals der schrecklichste
Bürgerkrieg wütete. Seine Ankunft machte den Abfall der Fürsten
von Otto zu einem allgemeinen, int Dezember 1212 wurde Friedrich II.
in Frankfurt gewählt und in Mainz von Erzbischof Siegfried gekrönt.
Freilich der Krieg unt die Krone tobte trotzdem weiter, auch das Aus¬
land nahm teil, Friedrich stützte sich auf Frankreich, Otto auf England.
In dem Kampfe dieser beiden Staaten, der auch ein Erbfolgekrieg war,
lag zuletzt die Entscheidung. Als die Engländer und die deutschen
Welfen (letztere unter Ottos Führung) 1215 bei dem Städtchen Bouvittes