Geographie. 27
schnittshöhe von 1200—1400 m. Sein höchster Gipfel, die Schneekoppe
(1600 m), ist zugleich die bedeutendste Erhebung Preußens und Mittel—
deutschlands (Bild 7).
Die gewölbeartige Kammform des Iser- und Riesengebirges und ihre ab—
gerundeten Bergformen lassen erkennen, daß die Gebirge sehr alt und schon stark
abgetragen sind. Der Kamm des Riesengebirges war in der Eiszeit vergletschert,
und in die Täler senkten sich kleine Gletscher hinab. Die Bildung der tief abstürzenden
Großen und Kleinen Schneegrube erfolgte in jener Zeit. Die tief eingeschnittenen
Quertäler des Riesengebirges, die den Namen „Gründe“ führen, sind durch große
landschaftliche Schönheit ausgezeichnet.
Nach NO. senkt sich das Riesengebirge zu dem schönen, vom Bober
durchflossenen Hirschberger Talkessel, einem Einbruchsbecken, das auf
der andern Seite von dem Katzbach-Gebirge abgeschlossen wird. Die südöstliche
Fortsetzung des langen Sudetenzuges bilden Gebirge, die den Glatzer Gebirgs—
kessel umgeben. Die Randgebirge desselben gruppieren sich zu einem Rechteck,
dessen Längslinien nach SSO. gerichtet sind. Den nordwestlichen Abschluß des
Glatzer Gebirgskessels bildet das anmutige und steinkohlenreiche Waldenburger
Bergland, den südlichen die Erhebungsmasse des Schneeberges (1420 m).
Im westlichen Gebirgsrahmen tritt besonders das Heuscheuer-Gebirge mit
seinen wunderlichen, durch Verwitterung wunderbar schroff ausgestalteten
Sandsteinbildungen hervor, im östlichen das Eulen-Gebirge. Die
Glatzer Neiße, die den Glatzer Gebirgskessel entwässert, durchbricht den nordöst⸗
lichen Gebirgsrahmen im Wartha-Passe. Im SO schließt sich das Altvater—
Gebirge (Altvater 1490 m) an den Glatzer Kessel an. Das letzte Glied der
Sudeten bildet das Mährische Gesenke (S Eschengebirge).
Anbau, Bergbau und Industrie in den Sudeten. Das Sudeten-Gebirge
umschließt viele Talkessel und tiefgehende Täler, in denen die Menschen Viehzucht
und Ackerbau treiben können. Besonders der Hirschberger Talkessel und
der Glatzer Gebirgskessel sind fruchtbare, dicht bewohnte Gegenden. Die
tiefen Einsenkungen in dem langen Gebirgszuge gestatten auch den Verkehr
zwischen den beiden Gebirgsseiten. Das Sudeten-Gebirge wurde daher keine
Sprachen- und Völkerscheide wie das Böhmisch-Bayrische Waldgebirge,
sondern auf beiden Seiten wohnen vorwiegend Deutsche. Der Kohlenberg—
bau, der imWaldenburger Berglande betrieben wird, förderte das Fabrik—
wesen. Noch mehr konnte dieses aus der Wasserkraft der Gebirgsbäche
Nutzen ziehen. Die Anhänglichkeit der Bewohner an die liebgewonnene, aber
an fruchtbarem Boden und unterirdischen Schätzen arme Gebirgsheimat förderte
die Gewerbtätigkeit. So wurden die Gebirgstäler die Sitze einer betrieb—
samen Bevölkerung. Am meisten blühten Spinnerei und Weberei auf.
Berühmt ist die schlesis che Leinenindustrie; dieselbe konnte sich auf den
Flachsbau stützen. Im Gebirge gibt es zahlreiche Glasfabriken.
Vorberge der Sudeten. Als das Sudeten⸗Gebirge emporgehoben wurde,
sank nordöstlich (und auch südwestlich) von ihm das Land tief ein. Man gelangt
nach O. zuerst in eine Tiefebene, die etwa 20 km breit ist. Dann erscheinen ein—
drucksvolle Erhebungen, die Vorberge der Sudeten. Sie bestehen meist aus
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