hinaus reichte ihr Bund. Unter den 77 Städten, die damals dazu
gehörten, waren Nowgorod in Rußland, London in England, Bergen
in Norwegen, Krakau in Polen. Die stolzen Streitschiffe der Hansa,
Me Orlogschiffe, und deren stolze Führer, die Orloghauptleute,
waren in der Ost- und Nordsee gefürchtet.
Auch der Ordensstaat Preußen stand damals in hohem Ansehen.
Die Eroberung des Landes war im Jahre 1283 vollendet, zehn Jahre
später fielen auch die pommerschen Städte Danzig und Dirschan
als Erbschaft an den Orden. Nach dem Verluste des heiligen Landes,
im Jahre 1309, verlegte der Ordensmeister Siegfried von Feucht¬
wangen seinen Sitz nach Marienburg. Solange die Ritter ihr Ge¬
lübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams hochhielten und sich
ganz der Verwaltung und der Verteidigung des Landes Hingaben,
blühte in Preußen Wohlstand und Bildung. So war es unter dem
Großmeister W i nr i ch von Kniprode. Deutsche Kolonisten tarnen in
Menge herbei, und die Preußen nahmen an der christlichen Kultur
teil. Der Ertrag des Landes steigerte sich und mit ihm der Reichtum
der Ritter, besonders als diese den Ausfuhrhandel in ihre Hände nahmen
und mit der Hansa verbunden Getreide und Bernstein auf den Welt¬
markt brachten. Aber so wie das Vermögen des Ordens stieg, so sank
auch die sittliche Energie der Mitglieder.
Die Deutschherren erbauten sich in Marienburg ein Schloß, wel¬
ches heute noch von der Großartigkeit des gotischen Baustiles Zeugnis
ablegt. Das 14. Jahrhundert ist auch recht eigentlich die Zeit der
Dombauten. Während die Gebildeten, und zu ihnen gehörte besonders
der rührige Bürgerstand, sich mehr und mehr von dem verweltlichten
Papsttum und den in Unwissenheit und Vollerei versunkenen Priestern
abwandten, vertieften fromme Mystiker, wie Tauler, das religiöse
Bewußtsein, indem sie auf die Wiedergeburt tm Glauben hinwiesen.
Sie fanden eifrige Anhänger, die mit Ernst und Selbstverleugnung
nach der Gemeinschaft mit Gott strebten. Aus diesem Gefühl herauf
find die herrlichen Dome von Köln, Wien, Ulm und andere erstanden.
Noch müssen wir der wichtigsten Veränderungen gedenken, die
unter Karl IV. in der Regierung der deutschen Einzelstaaten geschahen.
Jahre 1363 starb in Tirol der Sohn der Margarete
Maultasch, deren dritter Mann ein Habsburger gewesen war. Das
Land fiel mit des Kaisers Bewilligung an Östreich.
Zehn Jahre später, im Jahre 1373, ließ sich Karl von dem un¬
fähigen Kurfürsten Otto von Bayern Brandenburg abtreten. Das
Land war freilich durch Fehden und durch das Treiben der Raubritter
ganz heruntergekommen. Die bayrischen Markgrafen und Kurfürsten