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und auf den Catalannischen Feldern bei Troyes maßen sie (451)
in einer weltberühmten Schlacht ihre Kräfte. Vom Morgen bis zum
Abend wurde mit blinder Wut gekämpft, Theodorich, der tapfere West¬
gotenkönig, fiel, aber fein Sohn Torismnnd übernahm die Führung
des Heeres. Als die Sonne sank, zog sich der Hunnenkönig in feine
Wagenburg zurück. Das furchtbare Ringen war unentschieden geblieben,
Attila hatte nicht gesiegt. Auch ant folgenden Tage wagte er
nicht, den Kampf zu erneuern. Aetius sah sich in einer sonderbaren
Lage. Den Erfolg des Schlachttages hatte er vorzüglich den tapferen
Westgoten zu danken, und diese fürchtete er am meisten. Kam es noch
einmal zu einem Zusammenstoß mit den Hunnen, trugen die West¬
goten wieder den Preis davon, so betrachteten sie ohne Zweifel ganz
Gallien als ihre Beute. Lieber wollte er Attila ruhig abziehen lassen, als
selbst von den Germanen aus dem Lande gedrängt werden. Er über¬
redete deshalb Thorismund, nach Toulouse zu eilen und sich vor allem
die Nachfolge in feinem Reiche zu sichern. Die Westgoten verließen
das Heer. Bald darauf brach auch Attila auf und schlug die Richtung
nach Osten ein. Aetius hinderte ihn nicht, den Rhein zu überschreiten,
vielleicht fürchtete er, der gereizte und zu verzweifelter Notwehr ge¬
triebene Feind könnte ihm gefährlicher werden, als der abziehende.
Es läßt sich denken, daß Attila den Mißerfolg feines Unternehmens
nicht so leicht verschmerzte. Im folgenden Jahre erschien er plötzlich,
ans den Alpen hervorbrechend, in Italien. Die Stadt Aquileja ant
Adriatischen Meere war zuerst feinem Angriffe ausgesetzt. Nach drei¬
monatlicher, schwerer Belagertutg eroberte er es und übergab es feinen
Scharen, die mit hunnischer Lust raubten, brannten und mordeten.
Die Einwohner, welche sich durch die Flucht retten konnten, bargen
sich in den Strandfümpfen, Lagunen, und legten den Grund zu
Venedig.
Von Aqnileja ans durchzog Attila die Po ebene, alles, was ihm
widerstand, niederwerfend. Viele Städte wurden zerstört, die größeren,
wie Pavia und Mailand, kauften sich mit großen Summen los.
Blut und Asche, Jammer und Verwüstung bezeichneten den Weg des
schrecklichen Hunnenkönigs. „Wohin mein Pferd den Huf fetzt," sagte
er selbst, „da wächst kein Gras mehr". Schon lenkte er seinen Marsch
auf Rom zu, nur mit Mühe vermochte ihn Aetius auszuhalten, während
Valentinian mit ihm unterhandelte. Das Beste aber soll der römische
Bifchof, Leo der Große, gethan haben. Seiner Beredsamkeit, sagt
man, ist es gelungen, den wilden Eroberer von der heiligen Stadt zu
entfernen. Vielleicht hat er ihn an Alarichs Schicksal erinnert, der
bald nach der Einnahme Roms starb. Mit dem Golde beladen, das