Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

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weiblicher Linie von den Ottonen abstammten, es waren die Urenkel 
Konrads des Roten: Konrad der Ältere und Konrad der Jüngere, 
beide in Franken seßhaft. Jeder stützte sich ans befreundete Reichs¬ 
fürsten, doch hatte Konrad der Ältere entschieden die meisten Anhänger. 
In Kamba bei Oppenheim sollte die Wahl stattfinden. Konrad der 
Ältere bewog seinen Vetter dnrch Versprechungen zum Rücktritt, und 
so vereinigten sich bald alle Stimmen auf ihn. Trotzdem hat auch er 
mit Aufständen zu kämpfen gehabt, an denen sich außer mehreren links¬ 
rheinischen Fürsten Konrad der Jüngere und Ernst von Schwaben, 
fein Stiefsohn, beteiligten. Der Anlaß dazu war das burgundische Erbe. 
König Konrad nahm au, daß der Erbvertrag, den Heinrich II. 
mit dem König Rudolf von Burgund abgeschlossen hatte, ohne weiteres 
auf die Nachfolger auf dem deutschen Königsthrone überginge, und 
Rudolf von Burgund war damit einverstanden. Allein mehrere fran¬ 
zösische und deutsche Fürsten erhoben Ansprüche auf dieses große 
Land, zu dem die jetzige französische und deutsche Schweiz gehörten. 
Unter den Bewerbern war der Herzog Ernst von Schwaben, der 
älteste Sohn der Königin Gisela ans ihrer ersten Ehe mit dem Her¬ 
zoge Ernst von Schwaben. Seine Forderung stützte sich darauf, daß 
die Mutter Gisela eine Nichte des burgundischen Königs war. Der 
Aufstaut) sank bald in sich zusammen, da er keinen Anklang bei den 
Fürsten fand, nur Ernst setzte den Kamps fort. Alle Versuche feiner 
Mutter, eine Versöhnung herbeizuführen, waren vergeblich, weder der 
Verlust des Herzogtums Schwaben, noch eine längere Haft in Gie- 
bichenstein bei Halle brach feinen Trotz. Mit einem Freunde, 
Werner von Kyburg, entwich er auf die Burg Falkenstein im 
Schwarzwald, führte dort ein Ränberleben und fiel im Kampfe mit 
den gegen sie ausgefrnidten Kriegsmannen. Die Sage hat ihn verklärt, 
indem sie ihn mit Ludols, Ottos I. Sohn, in eine Person verschmelzte. 
Im „Herzog Ernst-Lied" und in dem Volksbuche „Herzog Ernst" sind 
die verschiedenen Sagen, mit Abenteuern aller Art ausgeschmückt, zu 
einer epischen Dichtung vereinigt worden. 
Unter der kraftvollen und besonnenen Regierung Kourads hat 
das deutsche Reich keine Einbuße erlitten, selbst in Italien kam das 
kaiserliche Ansehen zur vollen Geltung, denn Konrad war es nicht 
bloß um den Titel, sondern auch um die Macht zu thun. Im 
Osten behauptete er den Besitz des Reichs gegen die Slaven 
siegreich, Polen und Böhmen erkannten die deutsche Oberhoheit 
an. Für den Süden war das burgundische Erbe wichtig, denn 
er gewann mit der Schweiz die Alpengrenze. Nur im Norden gab 
Konrad ein schönes Land preis, indem er die Mark Schleswig
	        
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