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2. Die Sonne blinkt von der Schale Rand,
malt zitternde Kringeln an die Wand,
und wie den Schein er ins Auge faßt,
so spricht er für sich, indem er erblaßt:
,,Du bringst es doch nicht an den Tag!“
3. ,,Wer nicht? was nicht?“ die Frau fragt gleich,
„was stierst du so an? was wirst du so bleich?“
Und er darauf: „Sei still! nur still!
ich’s doch nicht sagen kann noch will; —
die Sonne bringt's nicht an den Tag.“
4. Die Frau nur dringender forscht und fragt,
mit Schmeicheln ihn und Hadern plagt,
mit süßem und mit bitterm Wort;
sie fragt und plagt ihn fort und fort:
„Was bringt die Sonne nicht an den Tag?“ —
5. „Nein, nimmermehr!“ — „Du sagst es mir noch!1
„Ich sag’ es nicht!“ — „Du sagst es mir doch!“
Da ward zuletzt er müd und schwach
und gab der Ungestümen nach. —
Die Sonne bringt es an den Tag.
6. „Auf der Wanderschaft, ’s sind zwanzig Jahr,
da traf es mich einst gar sonderbar;
ich hatt’ nicht Geld, nicht Ranzen noch Schuh’,
war hungrig und durstig und zornig dazu. —
Die Sonne bringt’s nicht an den Tag.
7. Da kam mir just ein Jud’ in die Quer’;
ringsher war’s still und menschenleer.
,Du hilfst mir, Hund, aus meiner Not;
den Beutel her! sonst schlag’ ich dich tot!‘
Die Sonne bringt’s nicht an den Tag.
8. Und er: »Vergieße nicht mein Blut,
acht Pfennige sind mein ganzes Gut!*
Ich glaubt’ ihm nicht und fiel ihn an;
er war ein alter, schwacher Mann. —
Die Sonne bringt’s nicht an den Tag.