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seit zwei Menschenaltern die Küche in ein Seitenhaus gebracht. Nur 
ein warmes Morgenbier oder eine Jngwersuppe kochte bisweilen 
die Burgfrau ihrem Eheherrn hier, wenn er über Land ritt und 
es Zu garstig blies, Getafelt ward noch, aber es waren nicht mehr 
die alten lustigen Seiten. Here Gottfried war häufig grämlich, 
und wenn er lustig ward, dann schickte die Hausfrau die Knechte 
hinaus. Die Knechte waren eigentlich froh, wenn sie ihre Schüssel 
Brei im Stall oder auf dem Hofe verzehren konnten, und die 
Hausfrau war auch froh, wenn sie früher den Tisch aufbrechen 
konnte. Sie meinte, was das lange Plaudern täte. Gescheites 
käme nicht 'raus. Herr Gottfried Bredow aber meinte, sie hätte 
unrecht, denn der Wein sei da, daß er des Menschen Herz erfreue; 
mit andern zusammen trinken, sei eine gute Gewohnheit aus 
alter Zeit, aber da die gute alte vorüber sei, müsse er sich in die 
Zeit schicken, wie sie ist und allenfalls auch allein trinken. 
Wilibald Alexis (Die Hosen des Herrn von Bredow). 
20. Die Herbstwäsche einer Rittersfrau. 
Wenn du aus einem langen, bangen Kiefernwald kommst, 
der von oben aussieht wie ein schwarzer Fleck Nacht, den die Sonne 
auf der Erde zu beleuchten vergessen, und nun fangen die Bäume 
an sich zu lichten, die schlanken braunen Stämme werden vom 
Abendrot angesprenkelt, und die krausen Wipfel regen sanft ihre 
Nadeln in den freier spielenden Lüften, da wird dir wohl zumute 
ums Herz. Das Freie, was du vor dir siehst, sind nicht Reben- 
gelünde und plätschernde Bäche, aus fernen, blauen Bergen 
über ein Steinbett schäumend; 's ist nur ein Elsenbruch, vielleicht 
nur ein braunes Heidefeld, und darüber ziehen sich Sandhügel 
hinauf, in denen der Wind herrscht, das magere Grün, das von 
unten schüchtern heraufschleicht, auheuleud wie ein neidischer 
Hund, der über seinen nackten Knochen noch murrend Wache 
hält. Eine Birke klammert sich einsam an die Sandabhänge; 
ein Storch schreitet vorsichtig über das Moor, und der Habicht 
kreist über den Büschen. Aber es ist hell da; du atmest auf, wenn 
der lange, gewundene Pfad durch die Kiefernnacht hinter dir liegt, 
wenn das feuchte Grün dich anhaucht, das Schilf am Fließe rauscht, 
die Käfer schwirren, die Bachstelzen hüpfen, die Frösche ihren Chor
	        
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