J.
Are affen Deutschen.
1. Unsere Vorfahren wohnten ursprünglich auf dem
Hochlande von Mittelasien. Dort, yn den Abhängen des großen
Quergebirges, welches Vorder- und Hinterasien scheidet, saßen sie als
Glied des großen arischen oder indogermanischen Völkerstammes und
weideten die Hserden.
Von da ans sind sie in unbekannter Zeit westwärts
gezogen und in Europa eingewandert. Vor ihnen hatten schon
drei andre Zweige der Arier denselben Weg eingeschlagen: der eine
besetzte die südlichen europäischen Halbinseln Griechenland und Italien;
der andere — die Kelten — ließ sich im Westen des Erdtheils (— in
Gallien, Spanien und Britannien) nieder; der dritte — die Slaven —
blieb im östlichen Europa. Die ihnen folgenden Germanen bewohmeu
zuerst den Norden (—Skandinavien und die deutsche Nord - und Ost¬
seeküste) und wandten sich später südwärts.
Zur Zeit Christi bewohnten sie das Land zwischen
Nord- und Ostsee, Weichsel, Donau und Rhein. Ihre west¬
lichen Nachbarn waren die Kelten, ihre östlichen die Slave«,
ihre südlichen die Römer.
2. Deutschland besaß um jene Zeit ein rauhes Klima;
die Winter waren lang und hart, die Luft feucht und ne¬
belig. So wenigstens wird uns von den Römern erzählt, denen wir
die Nachrichten über unsre Vorfahren verdanken, und auf sie mußte
allerdings das Land im Gegensatze zu ihrer warmen, sonnigen Heimath
einen unfreundlichen Eindruck machen.
Der Boden war sumpfig und mit großen Wäldern be¬
deckt. Einer derselben soll 9 Tagereisen breit und 60 Tagereisen lang
gewesen sein.
Die Berge lieferten Eisen und Salz.
In den Wäldern wuchsen riesige Eichen, Buchen uno
Tannen. Mancher dieser Bäume saßte, zum Nachen ausgehöhlt, wohl
30 Menschen. Neben ihnen reiften allerlei Waldbeeren und
wildes Obst. Auf den Feldern wurden Hafer und Gerste,
Erbsen, Linsen, Bohnen, große Rettige und Flachs erbaut.
Bären, Wölfe, Luchse, wilde Schweine, Elennthiere
und riesige Auerochsen bevölkerten die Wälder; Pferde, Rin¬
der, Schafe, Ziegen und Gänfe wurden als Hausthiere
gezogen.