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(Vergleiche das Gedicht von Platen: „Das Grab im Bu¬
sen to": Nächtlich am Busento lispeln bei Cosenza dumpfe Lieder rc.)
Alarichs Nachfolger — sein Schwager Athaulf oder Adolf —
führte die Gothen durch Italien zurück nach dem südlichen
Gallien. Hier gründeten sie 415 ein Weftgothisches König¬
reich mit der Hauptstadt Tolosa (= das heutige Toulouse). Das¬
selbe umfaßte das südliche Frankreich und das nördliche
Spanien. Später dehnten die Westgothen ihre Herrschaft über ganz
Spanien aus.
4. Vorher hatten sich schon die Vandalen und ein Theil der
Alanen auf der pyrenäischen Halbinsel niedergelassen. Von
den ersteren trägt das südliche Spanien den Namen Andalusien. Von
den Westgothen gedrängt und von einem empörerischen römischen
Statthalter gerufen, gingen sie 429 unter Führung ihres Kö¬
nigs Geiserich nach der Nordküste von Afrika. Hier grün¬
deten sie das Vandalenreich mit der Hauptstadt Karthago.
Von hier aus eroberten sie die Inseln des mittelländischen Meeres
(— Sicilien, Sardinien und Korsika —) und wurden so mächtig zur
See, daß man Geiserich allgemein den Meerkönig nannte.
5. Britannien war seit Jahrhunderten römische Provinz. Um die
Mitte des 5. Jahrhunderts wurden die Briten von schotti¬
schen Bergvölkern (— Pikten und Skoteu —) bedrängt. In
Rom fanden sie keinen Schutz: die römischen Kaiser bedurften ihrer
Truppen, um Italien zu schützen, und hatten deshalb die römischen Le¬
gionen aus Britannien zurückgezogen. Darum riesen die Briten
die benachbarten Sachsen zu Hilfe. Man kannte dieselben schon
als kühne Seeräuber; oft genug hatten sie nebst den stammverwandten
Angeln und Jüten die Küsten Britanniens plündernd heimgesucht.
Schaaren von Angeln, Sachsen und Juten kamen 449 unter
Führung von Hengist und Horsa. Nach Besiegung der Pikten
und Skoten machten sie sich zu Herren des Landes und grün¬
deten sieben angelsächsische Königreiche, welche später zu einem
einzigen vereinigt wurden. Britannien erhielt darum den Namen
Angelland oder England.
6. Die Hunnen, welche den Anstoß zur Völkerwanderung gegeben
hatten, hatten sich endlich in Ungarn und Südrußland nie¬
dergelassen. Viele germanische Völker hatten jich ihnen
unterordnen müssen. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts
vereinigte König Attila die verschiedenen hunnischen Völker¬
schaften zu einem einheitlichen Reiche. Die Deutschen nannten
ihn Etzel, die Christen Godegisel (= Gottesgeißel). Wohl war er klein
von Wuchs, aber er hatte scharfen Blick, festen Willen, kühnen Muth.
Vor feinen wildrollenden Augen zitterte selbst fein eigner Sohn. Seine
ungeheuren Reichthümer konnten ihn nicht bewegen, von der einfachen
hunnischen Lebensweise abzuweichen. Ein großes Dorf zwischen Donau
und Theiß war seine Residenz; hier stand sein Schloß: ein hölzernes
Gebäude in einem großen viereckigen, mit Pfahlwerk umgebenen Hofe.