Object: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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ersetzt werden. Ist die Hitze aber zu groß, so verdunstet mehr Wasser, als die Wurzel 
aufzunehmen vermag. Es tritt also bei der Pflanze ein Saftmangel ein, und so ent¬ 
steht das Welkwerden der Pflanzen. Junge Topfpflanzen bedeckt man mit einem 
Glase, um so die zu starke Verdunstung zu verhüten. Damit die Verdunstung bei 
frisch gepflanzten Bäumen, deren Wurzeln wegen der verletzten Saughaare anfangs 
nur wenig Wasser ziehen können, nicht zu stark geschieht, schneidet man ihnen teil¬ 
weise die Zweige ab. 
57. Die Zuckerrübe. 
1. Anbau. Die Zuckerrübe ist wegen ihres reichen Zuckergehalts (10—12 %) 
eine sehr wichtige Kulturpflanze geworden, die den Wohlstand mancher Gegenden erst 
begründet hat. (Magdeburger Börde rc.) Im April oder anfangs Mai werden die 
Samenkerne mit Hilfe der „Drillmaschine" in regelrechte Reihen gelegt. Je dichter 
die einzelnen Büschel, desto weniger haben die jungen Pflanzen von den Nachtfrösten 
zu leiden. Sobald die Wurzeln die Dicke eines Strohhalms erlangt haben, beginnt 
das „Verziehen". Dabei werden alle Pflanzen eines Büschels bis auf eine — die 
kräftigste — entfernt. Während des Sommers muß das Rübenfeld 4—5mal behackt 
werden, damit der Boden aufgelockert werde (warum? S. 191). 
2. Die Zuckerfabrikation. Mitte Oktober sind die Rüben ausgewachsen. Die 
weiße Wurzel ist dann etwa 30—40 ein lang und 2—3 kg schwer. In den Zucker¬ 
fabriken werden die Rüben mittels Maschinen gewaschen und in feine Streifen zer¬ 
schnitten. Letztere werden alsdann in kupferne Behälter gebracht und durch Zusätze 
von heißem Wasser allmählich ausgelaugt. Der so entstandene Zuckersaft wird mehr¬ 
mals durch eine Schicht Knochenkohle geseiht und, damit das in ihm enthaltene Wasser 
verdampfe, auch gekocht. Darauf wird der eingekochte und teilweise zu kleinen Körn¬ 
chen krystallisierte Zuckersaft in Gefäße gebracht, welche die bekannte Zuckerhutform 
haben. Dieselben sind unten an der Spitze durchlöchert, damit der schleimige, nicht 
krystallisierte Saft als „Sirup" abfließen kann. 
3. Pflanzenzucker. Zur Versüßung der Speisen bedienten sich unsere Vorfahren 
des Honigs. Den Pflanzenzucker, wie er sich im Zuckerrohr, in den Weintrauben, 
Rüben rc. findet, kannte man noch nicht. Durch die Kreuzzüge scheint man zunächst 
den Rohrzucker kennen gelernt zu haben, und nun wurde das Rohr von Kleinasien 
aus nach Ägypten, Griechenland, Sicilien und später auch nach Westindien verpflanzt. 
Aber bis zu Ende des 17. Jahrhunderts war der Zucker so teuer, daß ihn nur die 
Reichen bezahlen konnten. Vor etwas mehr als 100 Jahren lernte ein Berliner 
Chemiker den Zuckergehalt der Rüben kennen, doch erst in den 30er Jahren d. Jahrh, 
wurde die Zuckerbereitung aus Rüben allgemein. 
58. Giftpflanzen. 
1. Kennzeichen. Auf dem Felde wachsen auch manche Pflanzen, deren Genuß 
uns sehr gefährlich wird; dahin gehören z. B. der schwarze Nachtschatten, das Bilsen¬ 
kraut, der Stechapfel rc. Man nennt sie Giftpflanzen. Wir finden solche Pflanzen 
auch noch im Garten (Hundspetersilie, Goldregen), im Walde (Fingerhut, Toll¬ 
kirsche), auf der Wiese (Hahnenfuß, Herbstzeitlose) rc. Viele von ihnen machen sich 
schon durch einen unangenehmen Geruch kenntlich, wie z. B. das Bilsenkraut, der 
schwarze Nachtschatten und der Stechapfel, während andere dagegen, wie Fingerhut, 
Goldregen, Herbstzeitlose u. a., durch Blüte und Frucht den Unkundigen anlocken. 
Sehr gefährliche Giftpflanzen sind auch die verschiedenen Schierlingsarten, die man 
in jugendlichem Zustande leicht mit der Petersilie verwechseln kann. An Gräben und
	        
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