Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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die Schweden den größten Ceti von Pommern und die Insel Rügen. 
3n Sachen der Religion wurde bestimmt, daß die Protestanten, 
Lutheraner und Reformierte, in Deutschland die gleichen Rechte haben 
sollten wie die Katholiken. Die Reichsfürsten erhielten die Landes¬ 
hoheit und das Recht, Bündnisse zu schließen. 
3. Die Folgen des Krieges. So endete der schreckenvollste 
aller Kriege, die jemals in Deutschland gewütet haben. Unser Vater¬ 
land war durch ihn aufs äußerste verwüstet und zerrüttet worden, 
weit über die Hälfte seiner Bevölkerung war durch das Schwert, 
durch Brand, Hunger, Seuchen und (Elend aller Art umgekommen. 
Tausende von Städten und Dörfern lagen in Trümmern; von manchen 
wußte man kaum noch die Stätte zu finden. Blühende Landschaften 
waren zu Einöden geworden, Felder und wiesen in Wald und Wüstenei 
verwandelt, wenn man unter den heutigen Flurnamen von Wüste¬ 
mark hört, so weiß man, daß da vor dem großen Kriege ein Dorf 
gestanden hat. HUenthalben stockten Handel und (Bewerbe. Der Schul¬ 
unterricht hatte beinahe ganz aufgehört; die Verwilderung der Menschen 
war entsetzlich, nirgends herrschte Sicherheit; überall wimmelte es von 
Räubern und Diebsgesellen, denn die gesetzliche Ordnung fehlte überall. 
Rur dem Hamen nach gab es noch ein Deutsches Reich. Jeder der nun 
souveränen Fürsten sorgte für sich und seinen kleinen Staat; jeder 
hatte das Recht, Bündnisse auch mit dem Ausland zu schließen. (Eine 
engherzige Kleinstaaterei trat an die Stelle der geschlossenen kaiser¬ 
lichen ITTacht. (Ein andrer Staat als Österreich mußte die Führung 
übernehmen, sollte sich Deutschland wieder zu neuer ÜTacht erheben. 
Diese Aufgabe fiel dem mächtig aufblühenden brandenburgisch-preußi- 
fchen Staate zu. 
46. Brandenburg-Preußen seit der Reformation. 
1. Joachim I. und Zoachim II. Zur Zeit der Reformation 
regierte über Brandenburg der fünfte der hohenzollerischen Kurfürsten, 
Joachim I. während seiner Regierung erwachte von neuem die 
Raublust des Adels. Da er diesem Unwesen streng entgegentrat, 
drohten ihm die Raubritter: „Iochimke, Iochimke, hüte dq; fange 
wi) dy, so hange wq dq." (Er aber ließ sich nicht einschüchtern, auch 
als sie wirklich seinem Leben nachstellten, sondern ließ die Landschädiger 
aufgreifen und hängen. Alle (Einsprache gegen dieses Verfahren lehnte 
er ab. „3ch habe", sagte er, „kein adliges Blut vergossen, sondern 
nur Schelme, Räuber und Mörder hinrichten lassen. Wären dies 
redliche (Edelleute gewesen, jo würden sie keine verbrechen begangen
	        
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