Paris eine neue Revolution aus, wobei der König Louis Philipp vel'
trieben und Frankreich jUr Republik erklärt wurde. 3n Deutschland
gab diese pariser Februarrevolution sofort den Anstotz 3ti
gewaltigen Bewegungen. Unzählige Wünsche und Forderungen
wurden laut, verständige und törichte, berechtigte und verbrecherisch^'
Stürmisch erschallte der alte Ruf nach (Erweiterung der Volksfreiheu
und Veränderungen der StaatsDerfassung. Laut begehrte man von
den deutschen Fürsten, den Bundestag abzuschaffen und das gespaltet
Deutschland zu einem wohlgeordneten mächtigen Gesamtreiche 3*j
einigen, An mehreren ©rten durchbrach das Volk im Freiheitstauinet
die Schranken der Ordnung, und es kam im März 1848 zu gefähr*
Iichen Aufständen, so in Berlin, Dresden, München und Wien. flUeltI
nirgends errangen die Aufrührer einen dauernden Sieg; allerorte1*
wurden sie niedergeworfen; aber das (Ergebnis dieser stürmischen 3eU
war doch, daß fortan in den meisten deutschen Staaten den Bürgern
Anteil an der Gesetzgebung des Staates gewährt wurde, fluch tTl
Preußen wurde eine Verfassung nach langen mühevollen B6"
ratungen vollendet 0850). Seitdem schwört jeder preußische KÖW9
beim Regierungsantritt, daß er die Verfassung aufrecht erhalten und
in Übereinstimmung mit ihr und den Gesetzen regieren werde.
4. Die Kaifcrtoaljl. Aber nicht nur die einzelnen Staaten#
sondern das ganze Deutschland, so wollte das deutsche Volk, sollt6
fortan nach einer Verfassung regiert werden. Um eine solche zu
raten, trat im Mai 1848 in Frankfurt a.M. eine große National
Versammlung zusammen. Notwendig mußte das Reich, wenn e5
dauernd geordnet werden sollte, ein starkes (überhaupt haben, b°5
die widerstrebenden zu unterwerfen und sich Gehorsam zu verschafft
die Macht hatte. Diese Ansicht drang immer mehr in der
fammlung durch. Nach Vollendung des Verfassungswerkes 6e#
schloß sie, den König von Preußen als erblichen Kaiser an
Deutschlands Spitze zu stellen (28. März 1849). Diese Kaiserrvah
war ein großer bedeutungsvoller Schritt. Die ersehnte (Einheit &e5
Vaterlandes schien erreicht; manches deutsche £)erz jubelte in froh^r
Hoffnung auf. Aber die Nationalversammlung hatte die Herrscht"
gemalt des neugewählten Kaisers durch die von ihr beschlosst
deutsche Reichsverfassung allzusehr eingeschränkt. Andrerseits ha^elt
viele der deutschen Fürsten keine Neigung, ihre Macht durch eine"
deutschen Kaiser einengen zu lassen. Österreich, dessen Einwohner 3un1
größten Teil keine Deutschen sind, konnte ohnehin nicht dem neuen