— 202 -
ihm zu, ob er toll sei. Aber der Deutsche lief weiter, seine Feldflasche
in der Luft schwenkend. Das war dem französischen Offizier doch ZU
seltsam; er ließ das Feuern einstellen und den Mann herankommen.
Der keuchte die Worte hervor: „Mein Leutnant liegt im Walde!
Schwer verwundet! (Er will Wasser. (Beben Sie mir etwas!" Der
Offizier verstand ein wenig deutsch. (Er und seine Leute waren ge*
rührt von dem Mute des treuen Gffizierburschen und riefen: „Braver
Bursche, braver Bursche, das." Alle boten ihm ihre Flaschen an. (Erft
als der deutsche Füsilier dankend im holze verschwunden war, nahm
die Batterie ihr Feuer wieder auf.
4. Die Schlacht an der Lisaine. Überall geschlagen,
wagten die Franzosen noch einen überkühnen versuch. (Ein großes
Heer wandte sich nach Sübroesten, um den Rhein zu überschreiten und
in Deutschland, zunächst in Baden, einzudringen. Ihnen konnte nur
ein kleines Heer preußischer und badischer Truppen unter Führung
des Generals Werder entgegengestellt werden, etwa 40000 Mann-
Die Niederlage der Deutschen schien diesmal unvermeidlich; schon
glaubten die Franzosen den Sieg in den Händen zu halten. Allein als
sie den Gegner an dem zugefromen Flüßchen sisaine unweit Belfort
angriffen, da stand die deutsche Heldenschar unerschütterlich und un#
durchdringlich gleich einer Mauer. „Nicht durch!" lautete der deutsche
Schlachtruf. Drei Tage lang dauerte die Schlacht (15. bis 17. Januar
1871). (Endlich mußte der Feind gänzlich geschlagen zurückweichen.
Bald sah er sich durch neue heranrückende Preußenscharen jeden Aus¬
weg auf französischen Boden versperrt; eine Waffenstreckung wie bei
Sedan stand bevor. Da trat das französische Heer, 84000 Mann nti*
Roß und wagen, auf das schweizerische Gebiet über und legte dort
die Waffen nieder. Die letzte französische Armee war zum weiter*
Kampfe unfähig gemacht.
87. Der Fall von Paris und der Zriede.
1. Der Fall von Paris. Nun leistete Paris Keinen Wider*
stand mehr. Seit fünf Monaten war es eingeschlossen; alle Heere»
von denen es Befreiung erwartet hatte, waren vernichtet. Jeder Ver¬
such, durch Ausfälle den Kreis der Belagerer zu durchbrechen, war
gescheitert. Immer stärker wurden die Verheerungen, welche die M
den Festungswerken oder in der Stabt selbst einschlagenden feindlichen
Geschosse anrichteten. (Endlich sah sich die pariser Bevölkerung vo»n
Hunger bedroht. Schon aß man in der üppigen Stadt Pferde, Esel,