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sprach: „Sehet ihr nicht, wie großes Unheil der gebannte Mönch von
Wittenberg durch seine Irrlehren anstiftet?" Da sandten der Kaiser
und die Fürsten einen Herold mit einem Geleitbriefe nach Wittenberg,
um Luther zu holen, damit er sich verantworte. Luther folgte und
kam nach Worms. Am 17. April 1521 ward er vor die Reichs¬
versammlung beschieden. Man zeigte ihm die Bücher vor, die er ge¬
schrieben hatte, und fragte ihn, ob er sie für die seinigm erkenne und
ob er sie widerrufen wolle. Die erste Frage bejahte er; wegen der
zweiten bat er um kurze Bedenkzeit, weil es vermeßlich wäre, etwas
Unbedachtes zu erklären. Und als man am nächsten Tage eine freie,
offne Erklärung verlangte, ob er widerrufen wolle oder nicht, sprach
er: „Es sei denn, daß ich mit Zeugnissen aus der heiligen Schrift oder
mit klaren und hellen Gründen überwunden werde, so kann und will
ich nicht widerrufen. Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe
mir! Amen." Luthers Gegner drängten nun den Kaiser, er möge dem
hartnäckigen Ketzer das sichere Geleit brechen und ihn gefangen nehmen;
doch der Kaiser erklärte: „Wenn in der ganzen Welt keine Treue zu
finden wäre, so muß sie doch beim deutschen Kaiser sein." So konnte
Luther unter kaiserlichem Schutze von Worms abreisen. Gleichwohl
erklärte sich der Kaiser fest entschlossen, Luthers Lehre auszurotten, und
sprach über ihn und seine Anhänger die Reichsacht aus. Niemand,
so hieß es, solle „den gottlosen Ketzer hausen, Höfen, ätzen und tränken";
wer ihn finde, solle ihn fangen und zur Bestrafung einliefern.
5. Auf der Wartburg. Allein Luther war schon in Sicherheit.
Sein Kurfürst Friedrich der Weise hatte veranlaßt, daß er auf feiner
Heimfahrt in der Nähe von Eisenach plötzlich von verkappten Rittern
aus dem Wagen gerissen und auf ein einsames Bergschloß, die Wart -
bürg, entführt wurde. Alle Welt meinte, Luther fei tot. Aber es
ging ihm auf der Wartburg ganz wohl. Er hieß dort Junker Jörg,
trug einen ritterlichen Waffenrock, ließ sich den Bart wachsen, streifte
durch den Wald am Schloßberge und machte zu Zeiten wohl auch
Jagden mit. Dabei studierte er eifrig, und namentlich begann er die
Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache. AufderWart-
burg verweilte er nur zehn Monate. Als er vernahm, daß unter seinen
Anhängern in Wittenberg allerlei Unordnung und Schwärmerei aus¬
gebrochen war, verließ er plötzlich die Burg und kehrte trotz Bann und
Acht nach Wittenberg zurück. Dort gelang es denn auch der Macht
seiner Predigt, die Ordnung bald wieder herzustellen.