- 99 —
mer zahlloser Burgen und stolzer Schlösser an die Zerstörungsgreuel
der Franzosen.
5. Ludwigs Kriege. Dieser Raubkrieg um die Pfalz war nur
einer der vielen Kriege Ludwigs, mit denen säst seine ganze Regierungs¬
zeit erfüllt war. Nachdem der Friede geschlossen war, setzte er die Be¬
raubung Deutschlands fort. Eine Menge Orte auf der linken Rhein¬
seite wurden vom Deutschen Reiche losgerissen und mit Frankreich ver¬
einigt. So geriet die freie Reichsstadt Straßburg in die Gewalt
der Franzosen und ging ans lange Zeit für Deutschland verloren (1681).
Und doch hatte einst Kaiser Karl V. von dieser wichtigen Festung ge¬
sagt: „Wenn der Türke vor Wien und der Franzose vor Straßburg
steht, werde ich zuerst dem bedrohten Straßburg zu Hilfe eilen." Aber
der schwache Kaiser Leopold war nicht fähig, der Habsucht Ludwigs
zu wehren.
6. Die Türken vor Wien (1683). In den Kriegen Lndwigs mit
dem Deutschen Reiche kam es den Franzosen zn statten, daß der Kaiser
in seinen Erblanden von den Türken arg bedroht wurde. Die Türken
standen damals aus der Höhe ihrer Macht; die gauze Balkanhalbinsel
hatten sie erobert. Begeistert für ihren Glauben, suchten sie die Fahne
des Propheten noch weiter nach Norden zu tragen, zunächst in die öster¬
reichischen Länder. Einmal kamen sie sogar mit einem gewaltigen Heere
vor die Hauptstadt Wien. Der Kaiser entfloh; aber in dem General
Rüdiger von Star Hemberg hatte die belagerte Stadt einen
Kommandanten, wie er nicht klüger und heldenmütiger sein konnte. Er
bewaffnete die Bürgerschaft uud begeisterte sie zu standhaftem Aus¬
harren. Überall war er selbst: bei den Ausfällen, welche die Belagerten
machten; an den Breschen, welche die Türken sprengten; auf dem Turme
des Stefandomes, um die Fortschritte der Feinde zu beobachten. Acht
Wochen dauerte schon die Belagerung; die Kraft der Verteidiger ging
Zu Ende; in wenigen Tagen hätten sie erliegen müssen. Da erschien
ein Entsatzheer unter dem Polenkönige Johann Sobiesky und schlug
Me Türken in die Flucht. Sie setzten den Krieg zwar fort, wurden aber
noch mehrmals besiegt, und das christliche Europa war von der Türken¬
gefahr erlöst.
7. Protestantenverfolgung in Frankreich. So waren unter
Ludwigs rühm- und ehrsüchtiger Regierung viele Völker Europas in
Krieg und Not gekommen. Aber auch Frankreich wurde unter ihm nicht
glücklich. Über die Protestanten verhängte er eine grausame Ver¬
folgung. Man schloß ihnen die Kirchen, nahm den evangelischen Eltern
7*