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Fürstenhauses. Heinrich bat den Kaiser in Erfurt um Gnade und behielt fein 
Stammland Braunschweig, wo seine Nachkommen bis zum Jahre 1885 ge¬ 
herrscht haben. 
eu t3' r?a? bieichsfest zu Mainz; das Rittertum. — Die königliche Macht 
Barbarostas beruhte wie die seiner Vorgänger auf dem Lehnswesen. Der König 
stand an der Spitze des gesamten deutschen Lehnsadels. Die obersten Lehnsträger 
die Fürsten des Reiches, bekamen von dem Kaiser ihr Amt und den damit ver¬ 
bundenen Besitz. Sie leisteten einen Eid, daß sie ihm unwandelbar treu und er¬ 
geben fern und ihm auf seinen Ruf am Hofe oder im Kriege dienen wollten. 
Dann empfingen sie knieend ein Abzeichen ihres Amtes, Fahne oder Scepter und 
Schwert. Diese höchsten Lehnsträger belehnten wieder andere mit einem Teil ihres 
Grundbesitzes und so fort. Der Lehnsadel bildete die herrschende Klasse im 
Reiche, da sie in diesen kriegerischen Zeiten das Kriegsheer stellte. 
Die Herrlichkeit des obersten Lehnsherrn, des Kaisers Friedrich Barbarossa 
ward recht sichtlich auf dem großen Reichsfeste zu Mainz, welches der Kaiser 
et >\jahre nach der Demütigung Heinrichs des Löwen für feinen getreuen Lehns¬ 
adel veranstaltete. Seine beiden ältesten Söhne sollten hierbei feierlich zu Rittern 
geschlagen werden. Die Ritter waren feit Heinrichs I. Zeit die Reiter im Reichs¬ 
heere. Sie sahen es als ihren Berus an, zu Roß zu kämpfen, und übten sich be¬ 
ständig darin. Zu der Zeit der Hohenstaufen bildeten diese Ritter einen besondern 
Stand vom höchsten Range. Grafen, Herzöge, ja der König selbst mußten 
Ritter werden, so auch des Kaisers Söhne. 
_ Es war Pfingsten, die schöne Maienzeit. In der Ebene zwischen Rhein und 
Main hatte der Kaiser eine Menge von bunten Zelten, für sich selbst einen Holzpalast 
errichten lassen. Von allen Seiten schafften die Meier des Königs die gewaltigen 
Vorräte für die vielen Tausende von Gästen ihres Herrn herbei. Nun kamen 
diese selbst. Zu 70000 Rittern kamen noch viele Geistliche und viele Leute 
niederen Standes. Auch edle Frauen erschienen zum Feste. Stattlich erschienen 
die Ritter in ihrer Rüstung: in ihrem Stahlpanzer aus Ringen oder Schuppen, 
m dem Helm mit dem wogenden Federbusch oder dem metallnen Wappenbilde! 
^n der Rechten trugen sie die Lanze; an der Seite hing das lange gerade Schwert 
Mit Kreuzgriff. Alle diese Ritter waren durch eine lange Schule gegangen. 
Ein jeder war vom siebenten Jahre an als Edelknabe in den Dienst eines vor¬ 
nehmen Ritters getreten. Hier hatte er Gehorsam gelernt, sich im Reiten und 
Fechten geübt, dem Herrn die Waffen gesäubert. Er hatte ihm bei der Tafel auf¬ 
gewartet und ihn auf die Jagd und auf Reifen begleitet. Vom vierzehnten Jahre 
an war er K n a p p e geworden und war feinem Herrn überall hin gefolgt. Beim 
Kampffpiel und in der Schlacht war er ihm, wo es nötig, zu Hilfe gekommen. 
Gern dachte er an den Tag zurück, da er selbst Ritter geworden war, wie die 
Söhne des Kaisers es jetzt werden sollten. 
Am ersten Feiertageschritt der Festzug zur Kirche, voran der Kaiser. Auf 
den Gottesdienst folgte das Festmahl. Edelknaben reichten den Gästen vor und 
nach Tische Waschwasser und Handtuch. Man nahm nämlich damals bei dem 
Mahle das Fleisch mit den Fingern. Gabeln waren noch nicht im Gebrauch, eben¬ 
sowenig Löffel. Die Brühe wurde mit Brotstücken aufgetunkt, die man mit der 
Hand faßte. Am zweiten Tage gaben die Ritter in festlichen Spielen (Turnieren)
	        
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