Object: Vaterländische Helden und Ehrentage im Spiegel deutscher Dichtung

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Und sein feuchtes Auge ruhet 
Auf der Mutter Marmorbild. 
„Heute war's vor sechzig Jahren," 
Leise seine Lippe spricht, 
„Als ich sah zum letztenmale 
Meiner Mutter Angesicht! 
Heute war's vor sechzig Jahren, 
Als ihr deutsches Herze brach 
Um den Hohn des bösen Feindes, 
Um des Vaterlandes Schmach! 
Jene Schmach hast Du gerochen 
Längst, mein tapfrer Vater, Du; 
Aber Frankreich wirft aufs neue 
Heute uns den Handschuh zu! 
Wieder sitzt ein Bonaparte 
Ränkevoll auf Frankreichs Thron, 
Und zum Kampfe zwingt uns heute 
Wieder ein Napoleon! 
Tret' ich berat zu neuem Kampfe 
Wider alte Feinde ein, 
Dann soll's mit dem alten Zeichen, 
Mit dem Kreuz von Eisen sein! 
Der Erlösung heilig Zeichen 
Leuchte vor im heil'gen Krieg, 
Und der alte Gott im Himmel 
Schenk' dem alten König Sieg! 
Blicke segnend, Mutterauge, 
Vater, sieh, Dein Sohn ist hier, 
Und auch Du, verklärter Bruder, 
Heute ist Dein Herz bei mir!" 
Leise weht es durch die Halle; 
König Wilhelm hebt die Hand, 
All' die gold'nen Sprüche funkeln 
Siegverheißend von der Wand. 
Zn Charlottenburg im Garten, 
Aus dem düstern Fichtenhain 
Tritt der König, hoch und mächtig. 
Um fein Antlitz Sonnenschein.
	        
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