Full text: Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte

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^n§ jetzt nicht anders machen, weil die Wahl tut Reich ge¬ 
schehen wäre. Da kriegte der junge Löwe wieder ein Herz, 
Und alle frommen Unterthanen große Hoffnung. Aber der 
Fuchs hing den Schwanz mit seinen Gesellen, versahen sich 
Uicht viel ritterlichen Kampfes zu ihrem neuen König, es 
Zollte denn Schreiens gelten oder Distelfreffens. De^ Kampf¬ 
tag ward bestimmt, und kamen alle Thiere auf den Platz; 
der Fuchs hielt fest bei dem Esel, der Hund bei dem Löwen. 
Den Kampf ließ der Esel den Löwen wählen. Der Löwe 
sprach: Wohlan, es gilt! wer über diesen Bach springet, 
daß er keinen Fuß naß macht, der soll gewonnen haben. 
Es war aber ein großer Bach. Der Löwe holte aus, sprang 
überhin, wie ein Vogel überhin flöge. Der Esel und Fuchs 
dachrcn: Wohlan, wir sind vorher auch nicht Könige gewe¬ 
sen; Wagen gewinnt, Wagen verliert! Er mußte springen, 
und sprang, — platsch! mitten in den Bach, wie ein Block 
hineinfällt. Da sprang der Löwe herum am User und sprach: 
Ich meine ja, der Fluß sei naß. Aber nun siehe doch, was 
Glück und List vermag! Dem Esel hatte sich ein klein Fisch- 
lein im Ohre unter dem Wasser verirret und gefangen; als 
nun der Esel aus dem Wasser kroch, und die Thiere sich 
des Sprunges wohl zerlacht hatten, sieht der Fuchs, daß 
der Esel den Fisch aus dem Ohr schüttelt, und hebt an und 
spricht: Nun schweiget und höret! Wo sind sie nun, diedaS 
Kreuz verachten, daß es keine That könne beweisen? Mein 
Herr König Esel spricht, er hatte auch wohl wollen über 
den Bach springen, aber das wäre ihm eine schlechte Kunst 
gewesen, seines Kreuzes Tugend zu beweisen, so es der Löwe 
und andere Thiere wohl ohne Kreuz thun; sondern er ssahe 
im Sprunge ein Fischlein iw Bach, da sprang er nach, und 
daß seines Kreuzes Wunder desto größer wäre, wollte er 
es nicht mit dem Maule oder Pfoten sahen. Solches laßt 
den Löwen auch thun, und sei darnach König! Aber ich 
halte, er sollte mit Maul und allen vier Klauen nicht einen 
Fisch sahen, wenn er danach ginge, geschweige deny, wenn 
er spränge. Der Fuchs machete mit solchem Geschwätz aber¬ 
mal ein Getümmel, und das Kreuz wollte schlecht gewinnen. 
Den Hund verdroß das Glück übel, aber vielmehr, daß der 
falsche Fuchs mit seinem Fuchsschwänzen den Haufen also 
narrete, fing an zu bellen, es wäre schlumpä also gethan 
und kein Wunder.
	        
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