Full text: Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte

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der Waffen geübt, waren sie den gemeinen Kriegern, die zu Fuß 
dienten, weit überlegen; fast einzig auf ihrer Anzahl beruhte die 
Stärke des Heeres. Die Bitter wohnten in Burgen, die meist 
auf Berghöhen, aber auch auf ebenem Lande erbaut waren 
(s. Tafel II und III). Dem Rittertum in seiner guten Zeit verdankt 
unser Volk viel. Nicht nur durch Tapferkeit hatte sich der Ritter 
auszuzeichnen, sondern auch durch edle Sitte und Bildung. Der 
Ritter mußte seine Ehre unbefleckt erhalten, der Kirche gehorsam 
sein und ihre Diener beschützen, den Schwachen und Bedrängten 
Beistand leisten und den Frauen Hochachtung und Höflichkeit er¬ 
weisen. Ritter sangen die schonen Minnelieder und bewahrten die 
Sagen von parzival, vom armen Heinrich und andern. Die 
größten Dichter des deutschen Mittelalters, Walther von der 
vogelweide und Wolfram von (Eschenbach, sind Ritter 
gewesen. 
2. Edelknabe, Knappe und Ritter. Die Rufnahme 
der Rittersöhne in den Ritterstand erfolgte erst nach langjähriger 
Vorbereitung, vom siebenten Jahre an trat der Knabe als Ede 1- 
knecht oder Page in den Dienst eines fremden Ritters, hier 
lernte er Sucht und Gehorsam, namentlich im Dienste der Edel¬ 
frau, wartete bei der Tafel auf und begleitete die Herrin auf die 
Jagd und auf Reisen. Daneben übte er sich fleißig im Reiten und 
in den Waffen. 3n seinem vierzehnten Jahre wurde der Edel¬ 
knabe Knappe und empfing das Schwert, um fortan den 
eigentlichen Waffendienst in strengeren Übungen zu erlernen. Rls 
Waffenträger folgte er jetzt seinem Herrn überallhin, zum heitern 
Kampfspiel und in den Ernst der Schlacht. Dem Herrn treu an¬ 
zuhangen, im Kampfe sein Leben für ihn einzusetzen, das galt ihm 
als die erste seiner Pflichten. Nach siebenjährigem Knappendienste 
wurde der Jüngling zum Ritter geschlagen. Das war ein hohes 
Fest. Rm Tage zuvor mußte der Knappe fasten und die Nacht 
unter andächtigem Gebet in der Kirche zubringen. Rm Festtage 
leistete er dann vor einer glänzenden Versammlung von Rittern 
und Edelfrauen das feierliche Gelübde, der Ritterpflichten stets 
eingedenk zu sein, worauf ihm ein bewährter Ritter mit der flachen 
Klinge drei leichte Schläge auf die Schulter gab. Das nannte man 
den Ritterschlag. Nun wurden dem jungen Ritter außer dem 
Schwerte die übrigen Waffenstücke überreicht: die Lanze, der 
Helm mit visier und Helmbusch, der Panzer, der gestickte Waffen- 
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