46
7
31. Das Glück von Edenhall.
Ludwig Uhland.
Gedichte und Dramen. 2. Teil. Stuttgart. 8. 187
1. Von Edenhall der junge Lord
läßt schmettern Festdrommetenschall;
er hebt sich an des Tisches Bord
und ruft in trunkner Gäste Schwall:
„Nun her mit dem Glücke von Edenhall!“
2. Der Schenk vernimmt ungern den Spruch,
des Hauses ältester Vasall,
nimmt zögernd aus dem seidnen Tuch
das hohe Trinkglas von Kristall;
sie nennen’s das Glück von Edenhall.
3. Darauf der Lord: „Dem Glas zum Preis
schenk Roten ein aus Portugal!“
Mit Händezittern gießt der Greis,
und purpurn Licht wird überall;
es strahlt aus dem Glücke von Edenhall.
4. Da spricht der Lord und schwingt’s dabei:
„Dies Glas von leuchtendem Kristall
gab meinem Ahn am Quell die Fei;
drein schrieb sie: „„Kommt dies Glas zu Fall,
fahr wohl dann, o Glück von Edenhall D"
5. Ein Kelchglas ward zum Los mit Fug
dem freudgen Stamm von Edenhall;
wir schlürfen gern in vollem Zug,
wir läuten gern mit lautem Schall.
Stoßt an mit dem Glücke von Edenhall!“
6. Erst klingt es milde, tief und voll,
gleich dem Gesang der Nachtigall,
dann wie des Waldstroms laut Geröll;
zuletzt erdröhnt wie Donnerhall
das herrliche Glück von Edenhall.
7. „Zum Horte nimmt ein kühn Geschlecht
sich den zerbrechlichen Kristall;
er dauert länger schon als recht;
stoßt an! Mit diesem kräftigen Prall
versuch ich das Glück von Edenhall.“