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über ihre Thätigkeit geben. Damit auch die Zeit, welche
der König auf der Landstraße zubrachte, nicht unbenutzt bleibe,
mußten die Landräte und Amtleute neben seinem Wagen her¬
reiten und ihm von dem Zustande der Kreise und Ortschaften
erzählen. Auch Kaufleute und Geschäftsmänner sah er gerne,
um sich bei ihnen nach den Gewerbsverhältnissen und nach dem
Gange des Handels zu erkundigen. Mit Bauern und geringen
Leuten redete er freundlich und treuherzig, und alle Stände
hatten sich der Hilfe und unermüdlichen Fürsorge ihres Königs
zu erfreuen.
42. Der siebenjährige Krieg.
1. Ursachen und Ansang des Krieges. — Das
friedliche Walten des Königs sollte bald durch einen gewaltigen
Kriegssturm unterbrochen werden, der von allen Seiten gegen
ihn heraufzog. Maria Theresia konnte den Verlust Schlesiens
nicht verschmerzen. Daß das kleine Preußen es dem mächtigen
Österreich abgerungen, dünkte ihr unerträglich. Sie suchte da¬
her nach einer Gelegenheit, das Verlorene wieder zu gewinnen.
Und da kam es ihr zu statten, daß Preußens rasches Empor¬
steigen auch bei andern Staaten Neid und Eisersucht erregte.
So verbanden sich in der Stille Österreich, Rußland, Frank¬
reich, Sachsen und Schweden, den König von Preußen wieder
zum Range eines Kurfürsten von Brandenburg herabzudrücken.
Es schien unmöglich, daß Friedrich den Kamps gegen mehr als
halb Europa zu bestehen imstande wäre. Indes besann sich der
kühne Held nicht lange. Sobald er von dem geheimen Bündnis
Kenntnis erhalten hatte, beschloß er, seinen Feinden zuvorzu¬
kommen. Unvermutet drang er in Sachsen ein und brachte das
Land in seine Gewalt. Die heranrückenden Österreicher wur¬
den geschlagen, das sächsische Heer gefangen genommen. Das
war der Anfang des großen siebenjährigen Krieges
(1756—1763).
2. Schlacht beiPrag (1757). — Friedrichs plötz¬
licher, glücklicher Angriff brachte alle feine Feinde in Bewegung.
Außer den Österreichern rückten nun auch Franzosen, Russen