fullscreen: Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr (Teil 2)

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Nase allezeit am Jackenärmel abzuputzen, der davon einen gewissen 
Spiegelglanz annahm. Der sechste war Hans, der Knöpfleschwab. 
Seinen Zunamen hatte er sich durch die bedeutende Fertigkeit erwor¬ 
ben, mit der er es verstand, ganz vortreffliche Knöpfle oder Spätzle 
zu kochen und — zu essen. In Bayern nennt man diese Dinger Knödel, 
und im übrigen Deutschland heißen sie Klöße. Zuletzt folgte der 
siebente; das war der Veitli aus Bopfingen, überall der Gelbfüßler 
genannt. Die Bopfinger nämlich sollten einmal ihrem Herzog einen 
Wagen voll Eier als Abgabe bringen, und weil sie gute Landeskinder 
waren, wollten sie recht viele Eier aufladen. Also traten sie solche 
mit den Füßen fest, wie man Heu einstampft, davon denn eine Eiersuppe 
auf dem Wagen entstand, die die Füße der guten Bopfinger gelb färbte; 
daher werden die Bopfinger Gelbfüßler genannt, obgleich sie es frei¬ 
lich nicht hören wollen. 
4. Nun zogen die sieben Schwaben kecken Mutes dahin und nah¬ 
men, als der Abend nicht mehr fern und die Dämmerung bereits an¬ 
gebrochen war, ihren Weg über eine grüne Wiese. Da erhob sich 
eine Hummel ganz in ihrer Nähe von einer Blüte in die Höhe und 
sang, wie es Hummeln tun, in tiefem Baß ihr Abendlied. Als die 
sieben Helden das Gesumme und Gebrumme vernahmen, erschraken 
sie mächtig, und dem Algäuer drang der Angstschweiß aus allen 
Poren, daß er aus Leibeskräften schrie: ,,Horcht! horcht! Der Feind 
trommelt schon!“ — „Ja, ich riech’ schon das Pulver,“ rief der Jackli. 
Und der Algäuer ließ den Spieß fahren, nahm Reißaus und sprang 
mit einem Satze über den Zaun, der am Wege war. Auf der andern 
Seite aber lag grade ein Rechen, der seine Zähne aufwärts gekehrt 
hatte; und als Herr Schulz darauf stieß, fuhr der Stiel in die Höhe und 
gab ihm einen derben Willkommen, so daß ihm fast Hören und Sehen 
verging. Der Schwab meinte nicht anders, als der Feind hau’ auf 
ihn ein, und schrie: „Gnade, ich ergebe mich!“ Die andern sechs 
aber hatten gedacht: wo der Algäuer bleibt, da bleiben wir auch, und 
waren rasch nachgesprungen. Sie schrien nun ebenfalls aus Leibes¬ 
kräften um Gnade; aber der Feind wollte sie nicht erhören, und gleich¬ 
wohl nahm er sie auch nicht gefangen. Da ermannten sie sich und 
suchten ihre Besinnung wieder; als sie aber merkten, daß gar kein 
Feind da war, schämten sie sich nicht wenig, und sie gaben sich das 
Wort und die Hand darauf, diese ihre erste Heldentat keinem Menschen 
weiter auf der Welt zu erzählen. Ludwig Bechstein.
	        
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