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63. Fernere Siege, Fall von Paris und Friede.
1. Frankreich eine Republik; die Deutsch en vor
Paris. — Die Franzosen hatten nach der Schlacht bei Sedan
keine Armee mehr im Felde. Aber den Forderungen des Siegers
sich beugend den Frieden anzunehmen, dazu war das Volk zu
verblendet. Es suchte Hilfe in einer Revolution. Am
4. September wurde in Paris, während die Kaiserin eiligst die
Flucht ergriff, bie Republik ausgerufen. Eine aus Freiheits¬
männern gebildete sogenannte „Regierung der National¬
verteidigung" übernahm, wie sie hochtönend verkündete, die
Aufgabe, „Frankreichs heiligen Boden von den barbarischen
Eindringlingen zu säubern". „Kein zollbreit Landes, kein
Stein einer Festung" sollte ausgeliefert werden. König
Wilhelm aber antwortete ans solchen Übermut mit dem Be¬
fehle an die Seinen: „Auf nach Paris!" Am 19. September
waren die Heere des preußischen und sächsischen Kronprinzen
bereits vor den Mauern der Hauptstadt angelangt. Allein ein
weiter Kranz von mächtigen Festungswerken schützt dieselbe
gegen feindliche Angriffe. Kaum war die deutsche Streitmacht
zahlreich genug, die unermeßliche Stadt völlig zu umschließen.
Nur eine monatelange Umlagerung konnte die Übergabe herbei¬
führen.
2. Straßburgund Metz. — Unterdessen machten die
Deutschen andere wichtigen Eroberungen in großer Zahl. Eine
ganze Reihe französischer Festungen wurde eingenommen. Mit
besonderem Jubel begrüßte das gesamte deutsche Volk die
Übergabe von Straßburg, das seit der Schlacht bei
Wörth von badischen und preußischen Truppen belagert worden
war. Als diese herrliche, ehemals deutsche Reichsfeste, welche
vor 189 Jahren durch Verrat und durch die Schwäche des zer¬
splitterten Vaterlandes verloren worden war, am 28. Sep¬
tember 1870 von dem einigen Deutschland wieder gewonnen
wurde, da füllte sich manches Auge mit Freudeuthranen, und
alle deutschen Herzen sprachen: „Nun muß Straßburg unser
bleiben auf immerdar!" Ein noch größerer Waffenerfolg war,