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er selbst war ein sehr kundiger Landwirt, der seinen Verwaltern
die trefflichsten Vorschriften erteilte über die Zucht der Haustiere
und Bienen, die Bereitung des Weines und Bieres, des Honigs
und Wachses, sowie über den Feld- und Obstbau, die Gärtnerei
und die Fischerei. Die Verwalter mußten zu Weihnachten ein ge¬
naues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide,
Wein, Honig, Eiern, Wolle 2c. einreichen, am Palmsonntag den
Geldertrag abliefern und alle Rechnungen vorlegen. Wenn
Karl feine Güter besuchte, was sehr oft geschah, so nahm er
alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an und sah
die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs kleinste, sogar
jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte.
15. Karls des Großen Lebensweise und Tod.
1.Karls änßereErscheinung(s.BildertafelVII).—
Karl war von starkem Körperbau und hoher Gestalt. Er hatte
eine gewölbte Stirn, große lebhafte Augen, blondes Haar und
freundliche heitere Gesichtszüge. Mochte er stehen oder sitzen, stets
war seine Erscheinung voll Hoheit und Würde. Unablässig übte
er sich im Reiten und Jagen, und im Schwimmen that es keiner
ihm zuvor. Seine Kleidung war einfach: auf dem Leibe trug er
ein leinenes Hemd, von feinen Töchtern gesponnen und gewebt,
darüber ein Wams mit Seidenbesatz und Hosen; ferner Strümpfe
und Schuhe, im Winter auch noch um Schultern und Brust
einen Überwurf von Otterfell. Sein Oberkleid war ein kurzer
dunkelgrüner Mantel. Immer sah man ihn mit dem Schwerte
umgürtet, dessen Griff und Gehens von Silber oder Gold waren.
Bei besonderen Festlichkeiten trug er einen reich mit Edelsteinen
besetzten Degen. Von ausländischer Kleidung, mochte sie noch
so kostbar sein, wollte er nichts wissen und legte sie nie an,
außer daß er zweimal in Rom auf Bitten des Papstes zu einem
langen Obergewande und dem Purpurmantel sich bequemte.
An hohen Festen erschien er in einem golddurchwirkten Kleide,
in Schuhen mit Edelsteinen besetzt, in einem Mantel, den eine
goldene Spange zusammenhielt, das Haupt geschmückt mit einer