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deutschen Königen. Hierdurch erhoben sie sich über die
andern christlichen Herrscher: diese alle neigten sich vor des
Kaisers Majestät. Das deutsche Reich führte fortan den Namen:
heiliges römisches Reich deutscherNation. — Auf
Otto den Großen folgten noch drei Kaiser aus dem sächsischen
Hause. Dasselbe herrschte im ganzen 105 Jahre über das
deutsche Reich.
19. Kaiser Heinrich IT.
1. Die Erzbischöfe Anno und Adalbert. —
Nachdem das sächsische Kaiserhaus ausgestorben war, wählten
die Deutschen ein Jahrhundert lang ihre Herrscher aus dem
Stamme der Franken. Man nennt daher diese Herrscher
die sränkischenKaiser. Die beiden ersten derselben waren
ausgezeichnete, kraftvolle Männer, unter denen das deutsche
Reich sich zu großer Macht erhob. Als dritter fränkischer Kaiser
folgte dann Heinrich IV., ein sechsjähriges Kind, als er zur
Regierung gelangte. Anfänglich stand er unter der Leitung
seiner Mutter, die für ihn das Reich verwaltete. Aber die
deutschen Fürsten mochten nicht einem Weibe nnterthänig sein.
Der ehrgeizige Erzbischof Anno von Köln ging sogar darauf
aus, den jungen Heinrich seiner Mutter zu entreißen und die
Regierung des Reiches in seine eigenen Hände zu bringen. Er
lud daher die Kaiserin mit ihrem Sohne zu einem Feste ein,
das er zu Kaiserswerth am Rheine veranstaltete. Nach der
Mahlzeit beredete er den heiteren Knaben, sein prächtiges Schiff
zu beschauen. Aber kaum hatte Heinrich das Fahrzeug betreten,
so stieß es vom Ufer ab und fuhr von dannen. Der Knabe ahnte
Verrat, schrie und sprang ins Wasser, um schwimmend das
Ufer zu erreichen; aber man zog ihn wieder heraus, gab ihm
viele guten Worte und brachte ihn nach Köln in die Wohnung
des Erzbischofs. Alle Bemühungen der Mutter, ihren Sohn
wieder zu erhalten, waren vergeblich. Anno machte sich nun
zum Vormund des königlichen Knaben und erzog ihn mit grö߬
ter Strenge. Doch nach einigen Jahren gelang es einem andern,
der Reichsverwaltung sich zu bemächtigen. Das war der Erz-