§ 49. Vorgeschichte zum dreißigjärigen Krieg. 101
chalterin Margareta von Parma die Abstellung des Druckes. So klug und takt¬
voll sich dieselbe nun auch benahm, einen Ausgleich vermochte sie doch nicht herbeizn-
.furen, und deshalb legte sie ihr Amt nieder.
An ihre Stelle kam der kalte, grausame Herzog Alba von 1567-73. Wilhelm
von Oranten, der weise, ersarene „Schweiger", hatte sich rechtzeitig mit vielen ange¬
sehenen Männern in's Ausland begeben; der edle Egmont und der wackere Hoorn da¬
gegen waren geblieben und wurden 1568 als Aufrürer" hingerichtet. Aber bald waren
die Geusen, so nannte sich der Bund der niederländischen Edelleute, zur See siegreich,
und als sich unter dem zurückgekehrten Wilhelm von Omnien die nördlichen Provinzen
.zum Widerstand einten, war Alba nicht mehr Herr der Lage und wurde abberufen.
Der an seine Stelle tretende gemäßigte Statthalter Requeseus vermochte aber
nur die durch Sprache, Glauben und materielle Interessen vom Norden geschiedenen
Südprovinzen bei Spanien zu erhalten. Die sieben nördlichen ©taten schlossen die
Union zu Utrecht, an deren Spitze Wilhelm von Oranien als Generalstatthalter trat,
und die sich 1581 von Spanien förmlich lossagte. Zwar machten nach der Ermordung
Wilhelm's 1584 die Spanier wider bedeutende Fortschritte; aber die Misserfolge
PhilipP's II. im Kampfe gegen England und Frankreich, die Tüchtigkeit des neuen
Statthalters Moritz von Oranien, Son Wilhelm's, und die Erfolge der Niederländer
zur See retteten den jungen ©tat. 1609 erkannte auch Spanien die Unabhängigkeit
bet niederländischen Republik an.
§ 49.
Vorgeschichte zum dreißigjärigen Krieg. Rudolf II. 1576—1612.
Matthias 1612—1619.
Inhalt: 1) Rudolf II. 1576—1612 entsetzt Gebhard von Cöln, ächtet
Aachen und Donauwörth. Darum entsteht 1608 die evangelische Union; die
Katholiken ihrerseits schließen 1609 die katholische Liga. Bereits im jülichischen
<§rbschaftsstreit stehen sich beide Bünde kampfgerüstet gegenüber; doch wird der
Streit durch den Vertrag zu Xanten 1614 geschlichtet. 2) Als aber Kaiser
Matthias (1612—1619) seinen Vetter Ferdinand von Steiermark 1617 zum
König von Böhmen krönen lässt, erreicht die Aufregung einen so hohen Grad,
dass der Krieg unvermeidlich wird.
1. Rudolf II. 1576—1612. Ganz anders gestalteten sich die Ver-io
hältnisie in Deutschland unter Rudolf, dem in Spanien am Hose Philipp's II.
erzoaenen Son Maxirnilian's. Unter diesem Kaiser wurden nämlich strengere
Maßregeln gegen die Protestanten geübt, besonders durch den Erzherzog
Ferdinand von Steiermark, der u. a. Johann Keppler aus Graz vertrieb.
Die Spannung ward vermehrt: a) durch die Entsetzung des Kurfürsten
Gebhard von Cöln 1584, weil dieser zum Calvinismus übergetreten war
und geheiratet hatte; b) durch die Aechtuug der Stadt Aachen, wo die
Reformirten den Magistrat vertrieben hatten, und die Aechtung von-Donau-
wörth 1607, wo eine Prozession gestört worden war. Diese Reichsstadt
wurde durch den Herzog Maximilian von Bayern in Besitz genommen, der
Protestantismus dortselbst unterdrückt.
Jetzt schlossen zalreiche evangelische Stände zu gegenseitigem Beistand
gegen jeden Angriff unter der Leitung Friedrich's IV. von der Kurpfalz
1608 die protestantische Union zu Ahausen im Ansbachischen. Die i6o
Katholiken schlossen ihrerseits 1609 die katholische Liga; Fürer der- «>o
selben war der Herzog Maximilian von Bayern.