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5. Luther auf die Wartburg entführt. — So
konnte Luther unter kaiserlichem Schutze von Worms abreisen.
Gleichwohl war der Kaiser, der es mit dem Papste hielt, ein
heftiger Feind der Lehre Luthers. Er erklärte sich entschlossen,
alle seine Macht daran zu setzen, dieselbe auszurotten. Daher
sprach er über Luther und alle seine Anhänger die Neichsacht
aus. Niemand, so hieß es, solle den gottlosen Ketzer Hausen,
Höfen, ätzen und tränken; wer ihn finde, solle ihn fangen und
zur Bestrafung einliefern. Allein Luther war schon in Sicherheit.
Sein Kurfürst, Friedrich der Weise, wollte ihn nimmermehr
der Rache seiner Feinde preisgeben. Daher geschah es auf seine
Veranstaltung, daß, als Luther auf seiner Heimfahrt in die
Nähe von Eisenach kam, plötzlich einige verkappten Ritter
heransprengten, ihn aus dem Wagen rissen und mit ihm davon
eilten. Im nahen Walde legten sie ihm Ritterkleider an, setzten
ihn auf ein Pferd und brachten ihn auf ein einsames Bergschloß,
die Wartburg.
6. Luthers Bibelübersetzung. — Alle Welt meinte
nun, Luther sei tot. Aber es ging ihm auf der Wartburg ganz
wohl. Er hieß dort Junker Jörg, trug einen ritterlichen Waffen¬
rock, ließ sich den Bart wachsen und streifte durch deu Wald am
Schloßberge, machte zu Zeiten auch wohl Jagden mit. Aber
auch unter Hasen, Hunden und Waffen war er seines Berufes
stets eingedenk. „Ich wollte," schrieb er, „für die Ehre des
göttlichen Wortes lieber auf glühenden Kohlen brennen, als
hier in der Einsamkeit leben und verfaulen." Indes benutzte
er die Einsamkeit treulich, sein Werk zu fördern. Er studierte
Tag und Nacht und ließ manche kräftige Schrift ausgehen,
worin er das Papsttum angriff und die Widersacher widerlegte.
Da merkte denn die Welt wohl, daß der Gottesmann noch am
Leben sei; aber den Ort konnte niemand erfahren. Das Aller¬
wichtigste aber, was Luther auf der Wartburg arbeitete, war
seine Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache. Sie
wurde das beste Rüstzeug für die Ausbreitung der neuen Lehre;
denn dadurch wurde das göttliche Wort in seiner ganzen Kraft
und Herrlichkeit allem Volke zugänglich. Da Luther so an-