König Grimwalds Siege und sein Tod.
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solche Menge zu offener Feldschlacht auszurücken wagen, aber er brach
häufig mit etlichen kühnen Jünglingen ins feindliche Lager und richtete
daselbst großen Schaden an. Endlich rückte sein Vater Grimwald heran
und sandte jenen Erzieher Seswald zu seinem Sohne voraus, um diesem
seine Ankunft zu melden. Als aber Seswald schon ganz nahe an den
Mauern Benevents war, wurde er von den Griechen ergriffen und ge¬
fangen vor den Kaiser gebracht. Dieser fragte ihn, woher er komme, und
Seswald versetzte, er komme vom Könige Grimwald, der in Eile heran¬
ziehe. Darüber erschrak der Kaiser und beriet sich sogleich mit seinen Rat¬
gebern, wie er mit Romwald einen Vertrag abschließen und dann nach
Neapel abziehen könne. Nun hatte er auch Romwalds Schwester, Namens
Gisa, in seine Gewalt bekommen; indem er diese als Geisel benutzte,
bot er Romwald den Frieden an. Zugleich ließ er dessen Erzieher Ses¬
wald dicht an die Mauer führen und bedrohte ihn mit dem Tode, wenn
er dem Romwald oder den Bürgern ein Wort vom Anzüge Grimwalds
verrate; er sollte ihm vielmehr melden, daß es dem Könige ganz unmöglich
sei, die Stadt zu entsetzen. Seswald versprach, so zu thun, wie ihm be¬
fohlen war. Als er aber vor die Mauer kam, verlangte er seinen Herrn
zu sehen. Romwald eilte schnell herbei, und Seswald sprach zu ihm:
„Harre aus, mein Herzog, und sei getrost; denn dein Vater naht eiligst
heran, dir Hilfe zu bringen. In dieser Nacht lagert er nur wenige
Meilen von hier mit einem starken Heere. Vernimm nun von mir noch
eine Bitte: Erbarme dich meines Weibes und meiner Kinder; denn dieses
treulose Volk hier wird mich nicht länger leben lassen, weil ich dir die
Wahrheit gesagt habe." Kaum hatte der getreue Mann diese Worte aus¬
gesprochen, als ihm auf Befehl des Kaisers das Haupt abgeschlagen und
durch ein Wurfgeschütz in die Stadt geschleudert wurde. Da ließ Rom¬
wald sich das liebe Haupt bringen, küßte es bitterlich weinend und befahl
es an würdiger Stätte zu beerdigen.
Der Kaiser hob aus Furcht vor Grimwald die Belagerung auf und
wandte sich nach Neapel; unterwegs aber erlitt er einen schweren Verlust;
denn der Graf von Capua überfiel fein Heer und brachte ihm eine
empfindliche Niederlage bei. Als aber der Kaiser in Neapel angekommen
war, bat sich einer seiner Großen, Namens Saburrus, 20000 Sol¬
daten von ihm aus und versprach, mit dieser Schar den Romwald siegreich
zu bekämpfen. Wirklich erhielt er das Heer, rückte damit nach der Gegend
von Benevent und schlug ein Lager auf. Grimwald, der unterdes in
Benevent angelangt war, hörte dies und wollte gegen Saburrus ausziehen.
Da sprach sein Sohn Romwald: „Das ist nicht nötig, lieber Vater; gieb
mir nur einen Teil deines Heeres. Ich will mit Gottes Hilfe gegen ihn
kämpfen, und wenn ich ihn allein besiege, so ist der Ruhm um so größer."
Klee, Geschichtsbilder. III. 7