Full text: Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken (Reihe 3)

König Grimwalds Siege und sein Tod. 
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solche Menge zu offener Feldschlacht auszurücken wagen, aber er brach 
häufig mit etlichen kühnen Jünglingen ins feindliche Lager und richtete 
daselbst großen Schaden an. Endlich rückte sein Vater Grimwald heran 
und sandte jenen Erzieher Seswald zu seinem Sohne voraus, um diesem 
seine Ankunft zu melden. Als aber Seswald schon ganz nahe an den 
Mauern Benevents war, wurde er von den Griechen ergriffen und ge¬ 
fangen vor den Kaiser gebracht. Dieser fragte ihn, woher er komme, und 
Seswald versetzte, er komme vom Könige Grimwald, der in Eile heran¬ 
ziehe. Darüber erschrak der Kaiser und beriet sich sogleich mit seinen Rat¬ 
gebern, wie er mit Romwald einen Vertrag abschließen und dann nach 
Neapel abziehen könne. Nun hatte er auch Romwalds Schwester, Namens 
Gisa, in seine Gewalt bekommen; indem er diese als Geisel benutzte, 
bot er Romwald den Frieden an. Zugleich ließ er dessen Erzieher Ses¬ 
wald dicht an die Mauer führen und bedrohte ihn mit dem Tode, wenn 
er dem Romwald oder den Bürgern ein Wort vom Anzüge Grimwalds 
verrate; er sollte ihm vielmehr melden, daß es dem Könige ganz unmöglich 
sei, die Stadt zu entsetzen. Seswald versprach, so zu thun, wie ihm be¬ 
fohlen war. Als er aber vor die Mauer kam, verlangte er seinen Herrn 
zu sehen. Romwald eilte schnell herbei, und Seswald sprach zu ihm: 
„Harre aus, mein Herzog, und sei getrost; denn dein Vater naht eiligst 
heran, dir Hilfe zu bringen. In dieser Nacht lagert er nur wenige 
Meilen von hier mit einem starken Heere. Vernimm nun von mir noch 
eine Bitte: Erbarme dich meines Weibes und meiner Kinder; denn dieses 
treulose Volk hier wird mich nicht länger leben lassen, weil ich dir die 
Wahrheit gesagt habe." Kaum hatte der getreue Mann diese Worte aus¬ 
gesprochen, als ihm auf Befehl des Kaisers das Haupt abgeschlagen und 
durch ein Wurfgeschütz in die Stadt geschleudert wurde. Da ließ Rom¬ 
wald sich das liebe Haupt bringen, küßte es bitterlich weinend und befahl 
es an würdiger Stätte zu beerdigen. 
Der Kaiser hob aus Furcht vor Grimwald die Belagerung auf und 
wandte sich nach Neapel; unterwegs aber erlitt er einen schweren Verlust; 
denn der Graf von Capua überfiel fein Heer und brachte ihm eine 
empfindliche Niederlage bei. Als aber der Kaiser in Neapel angekommen 
war, bat sich einer seiner Großen, Namens Saburrus, 20000 Sol¬ 
daten von ihm aus und versprach, mit dieser Schar den Romwald siegreich 
zu bekämpfen. Wirklich erhielt er das Heer, rückte damit nach der Gegend 
von Benevent und schlug ein Lager auf. Grimwald, der unterdes in 
Benevent angelangt war, hörte dies und wollte gegen Saburrus ausziehen. 
Da sprach sein Sohn Romwald: „Das ist nicht nötig, lieber Vater; gieb 
mir nur einen Teil deines Heeres. Ich will mit Gottes Hilfe gegen ihn 
kämpfen, und wenn ich ihn allein besiege, so ist der Ruhm um so größer." 
Klee, Geschichtsbilder. III. 7
	        
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