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VII. Das Bergische Land und das Ruhrkohlengebiet.
Das Landschaftsbild.
> Von Cöln nach Elberfeld-Barmen.
Wir befinden uns, an einem Sonntagnachmittage, am Haupt-
bahnhofe zu Cöln. Ueber uns wölbt sich die gewaltige Bahnhofshalle,
um uns wogt eine wohl tausendköpfige Menschenmenge, die die Ab-
sahrtszeit der Züge abwartet. Am Ostende der Riesenhalle steht unser
Zug, der uns nach Elberfeld-Barmen, der Doppelstadt im Nn.P-
perthale, bringen soll. Wir reißen uns aus dem Gedränge los und
erobern glücklich uoch einen Eckplatz im vollbesetzten Zuge. Bald setzt
dieser sich in Bewegung, und polternd fährt er über die Rhein-
brücke, durch deren Eifengitterwerk wir hinabschauen auf den fchiffs-
belebten Strom und auf seine Ufer, an denen entlang sich Scharen von
Sonntagsspaziergängern bewegen. Prächtig ist aus der Deutzer Seite
der Rückblick aus den majestätischen Dom und auf das turmreiche
Stadtbild von Cöln. Bald umgiebt uns das freie Feld. Der Cölner
Dom entrückt immer mehr in nebelige Ferne. In Mülheim hat der
Zug uoch zahlreiche Fahrgäste aufzunehmen. In ziemlich einförmiger,
ja stellenweise fast öder Gegend geht die Fahrt weiter. Nach links
breitet sich die Rh ein ebene aus, rechts begleiten uns in einiger
Entfernung waldige Höhen. Noch immer ist die Landschaft einförmig,
stellenweise Heide, die von dem Purpurkleide des Heidekrauts überzogen
ist. Wir erreichen die Station Ohligs, wo Scharen von Sonntags-
ansslüglern einem aus umgekehrter Richtung gekommenen Zuge eut-
steigen. Das Gepräge der Landschaft hat sich schon vorher geändert.
Nördlich von Ohligs wird sie noch abwechslungsreicher. Wir durch-
fahren ein anmutiges Hügelland, die westliche Abdachung der Ber-
gischen Höhen, des sog. Bergischen Landes. Liebliche Thalmulden,
von grünen Wiesen geschmückt und von Aeckern nach der Höhe zu um-
randet, wechseln mit sanft gerundeten Höhen, die hier und da noch
Waldschmuck tragen, sonst ebenfalls vom Pfluge in Besitz genommen
sind, ab. Wir wissen, wohin die kleinen Wasseräderchen, die von Osten
kommen, wollen. Sie streben dem Rheine zu, der mehr nach Nord-
westen strömt, während wir nordwärts fuhren. Bergiger wird das
Land, reicher sein Waldschmuck. Die letzten Stationen waren gewerb-
reiche Ortschaften.
Plötzlich biegen mir, wie der Stand der Sonne zeigt, ostwärts
in ein größeres Thal ein. Tief unter uns glänzt ein dunkles Gewässer,
neben uns ragen hohe Bergwände, waldbewachsen, aus. Wir be-
finden uns im engen Thal der Wupper, Häuser drängen sich in das
Bild, hochragende Schornsteine wetteifern nnt den Thalwänden an
Höhe, und über den Fluß selbst, der säst verborgen zwischen den Fabri-
ken, die links und rechts an seinem User erwuchsen, dahinfließt, zieht
sich ein eigentümliches Bauwerk, ein Eisengerüst, das auf fchräg steheu-
den, hohen eisernen Trägern ruht. In schlangenartigen Biegungen