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Die Franken bis zum Untergange der Merowinger.
Es lohnt nicht, auf die einzelnen Kriege näher einzugehen, welche die
nächsten Jahre anfüllten. Die Aremorika empörte sich gegen Chilperich,
auch zwischen den Brüderstaaten tobte der Streit. Der verständige und gut¬
mütige König Guntram, der keinen Sohn hatte, nahm 577 den jungen
Sohn Brunhildens, Childebert, an Kindesstatt an; aber im nächsten Jahr
standen die Regenten Austrasiens mit Chilperich gegen Guntram zu¬
sammen. Die Länder litten schrecklich durch das endlose Blutvergießen und
Plündern.
Chilperich hatte noch einen Sohn von der Audovera, Namens Chlo¬
dowech; er war überhaupt der einzige Sohn, der dem König noch lebte.
Aber die fürchterliche Fredegnnde haßte ihn, und der elende Vater lieferte
dem mordgierigen Weibe seinen eigenen Sohn in die Hände. Gregor
erzählt über seinen Untergang folgendes: Nach dem Tode feiner Söhne
(von der Fredegunde) hielt sich Chilperich voll Trauer mit seiner Gemahlin
in einem einsamen Hofe auf. Seinen Sohn Chlodowech aber schickte er
auf Fredegundens Anstiften an den Hof nach Braine bei Soissons (580),
damit er von derselben Seuche dahingerafft werde, an der Fredegundens
Söhne gestorben waren; denn die Krankheit wütete stark an jenem Ort.
Chlodowech aber blieb gesund. Der König selbst begab sich nach dem Hose
Chelles bei Paris, der an der Marne liegt. Nach einigen Tagen ließ
er Chlodowech zu sich bescheiden und wohnte mit ihm zusammen auf
jenem Hose. Unklugerweise prahlte einst der Jüngling damit, daß ihm
nun, da seine Brüder alle gestorben seien, das ganze Reich als Erbe zu¬
fallen werde. Auch ließ er sich zu drohenden Reden über feine Stief¬
mutter hinreißen. Als diese davon hörte, geriet sie in gewaltige Angst.
Einige Tage später aber kam jemand zur Königin und sprach: „Daß du
jetzt so einsam ohne deine Kinder dasitzest, daran ist allein Chlodowechs
Hinterlist schuld. Denn er liebt eine deiner Mägde, uni) von ihrer Mutter
hat er durch böse Künste deine Kinder umbringen lassen. Deshalb sei auf
der Hut; denn nichts Besseres hast du für dich selbst von ihm zu er¬
warten, da dir deine Kinder genommen sind, durch die du einst hättest
herrschen können." Da erschrak die Königin und ließ, von Zorn entflammt,
das Mädchen, das Chlodowech angeblich liebte, ergreifen, schwer geißeln und
an einen gespaltenen Pfahl vor Chlodowechs Wohnung aufknüpfen. Dann
ließ sie auch die Mutter des Mädchens binden, auf die Folter bringen
und so lange martern, bis sie alles aussagte, was man von ihr forderte.
Dies und anderes hinterbrachte Fredegunde dem Könige und verlangte
Rache an Chlodowech.
Der König befahl sofort, feinen Sohn unter irgend einer Vor¬
spiegelung zu ihm zu entbieten; und als er ahnungslos kam, wurde er
auf Befehl des Königs mit Handschellen gefesselt und seiner Waffen und