Full text: Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken (Reihe 3)

Sankt Kolumban der Jüngere und der heilige Gallus. 
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der Welt, bereite du uns eine Stätte, wo dir dein Bolk dienen kann." 
Dann tröstete er die ganze Schar: Gott werde schnell ihren Kummer 
rächen; wer ihm folgen wolle, der möge kommen, die übrigen sollten in 
Geduld zurückbleiben. Doch die Leute des Königs erklärten, nur die dürften 
ihm folgen, die aus seiner Heimat oder der Bretagne mit ihm gekommen 
wären. Da erhub sich neuer Jammer; mit Gewalt mußte man seinen 
Schüler Eustasius, der später Abt des Klosters werden sollte, von ihm 
reißen. 
So zog denn der heilige Mann, zwanzig Jahre nachdem er in diese Gegend 
gekommen war (610), von dannen. Die traurige Fahrt ging über Besanoon, 
Antun, Avallon und Auxerre nach Orleans. Als sie hier betrübt am User 
der Loire unter- Zelten ausruhten — denn der Zutritt zu den Kirchen 
war ihnen nach des Königs Befehl verwehrt, sandten sie zwei in die Stadt, 
um Lebensmittel zu holen. Aber die Furcht vor dem Könige hatte aller 
Herzen verhärtet, nur ein syrisches Weib, deren Mann als Kaufmann ins 
Frankenreich gekommen war, schloß ihnen mildthätig ihr Haus auf. Von 
Orleans fuhren sie zu Schisse auf der Loire nach Tours hinab. Hier bat 
Kolumban, man möge anlegen und ihm erlauben, das Grab des heiligen 
Martin zu besuchen. Seine Begleiter wollten es nicht leiden, aber die 
Ruderer konnten das Schiff nicht vorwärts bringen, und als sie es sich 
selbst überließen, trieb es geschwind dem Hasen zu. So stiegen sie denn 
ans Land, und Kolumbau brachte die ganze Nacht am Grabe des Hei¬ 
ligen zu. 
Endlich gelangte man nach Nantes, wo der Bischof S o sro n i u s und 
der Gras Theudowald aus des Königs Befehl für die Überfahrt nach 
Irland gesorgt hatten. Alsbald wurde Kolumban mit seinen Landsleuten 
auf ein schottisches Handelsschiff gebracht. Aber als es die Mündung der 
Loire erreichte und in das Meer hinausfahren sollte, wurde es von der 
Brandung auf den Strand getrieben und faß nun drei Tage auf dem 
Trockenen fest. Da merkte der Sckiffsherr, daß dies um Kolumbans 
willen geschehe, und setzte ihn und alles, was ihn anging, wieder ans 
Land, und alsbald kam die Flut und führte das Schiff in die See hinaus. 
Daran erkannten alle, es fei nicht der Wille Gottes, daß der heilige Mann 
nach feiner Heimat zurückkehre. Deshalb hielt ihn niemand auf, als er 
sich nun umwandte. Er aber ging zu Chlothar, der in Neustrien über 
die Franken an der Küste des Kanals herrschte. Wie ein Geschenk des 
Himmels nahm der ihn auf und bat ihn, in seinem Reich zu bleiben. 
Das schlug Kolumban aus, verweilte jedoch bei dem Könige einige Zeit und 
verwies ihm verschiedene Mißbräuche, die an dem Königshof eingeriffen waren. 
Darnach lag Kolumban dem Chlothar an, daß er ihm dazu verhelfe, durch 
Theudeberts Gebiet und über die Alpen nach Italien zu gelangen; uni)
	        
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