Full text: Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken (Reihe 3)

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Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. 
der Langobarden mit den Baiern seinem Reiche bringen konnte. Jetzt wollte 
er Garibalds eigenmächtiges Vorgehen hintertreiben und hoffte vielleicht, 
die Herzogsfamilie in seine Hand zu bringen. Garibald behielt seinen 
älteren Sohn Grimwald zu seiner Unterstützung im drohenden Streite 
bei sich, Thendelinde aber sandte er ihrer Sicherheit halber in Begleitung 
ihres jüngeren Bruders Gundwald mit vielen Schätzen nach Italien zu 
Authari, und Theudelinde ließ dem Bräutigam ihre Ankunft melden. Der 
eilte ihr sogleich mit festlichem Gepränge entgegen. Auf dem Sardisfelde 
oberhalb Veronas trafen sie sich, und in Verona ward am fünfzehnten Tage 
des Maimonds 589 unter dem Jauchzen des Volkes die Hochzeit des 
edlen jungen Paares gefeiert. 
An demselben Tage erhob sich, wie die Sage meldet, ein heftiges 
Gewitter. Herzog Agilulf von Turin, ein wackrer Fürst und seinem 
Könige treu ergeben, war unter andern langobardischen Großen bei dem 
Feste zugegen. Jetzt stand er im Hose des Königshauses, um das von 
Wein und Freude erhitzte Haupt im Winde zu kühlen. Da fuhr urplötzlich 
ein Blitzstrahl krachend vor ihm nieder und zerschmetterte ein Stück Holz, 
das zu feinen Füßen lag, und einer feiner Sklaven, der der Weissagung 
kundig war, trat zu ihm und sprach: „Das schöne Weib da drinnen, das 
sich unserm König soeben vermählt hat, wird binnen Jahresfrist deine 
Gemahlin werden." Als das Agilulf hörte, drohte er dem unzeitigen 
Propheten den Kopf von den Schultern zu schlagen, wenn er noch ein ein¬ 
ziges Wort davon spräche. Doch jener versetzte: „Töten magst du mich; 
es wird dadurch doch nicht anders; die schöne Frau ist in unser Land ge¬ 
kommen, um dein Weib zu werden." — Und eine andere Sage, die 
gleichfalls der wackere Paulus Diakonus aufbewahrt hat, berichtet zur Ver¬ 
herrlichung des Königs, dem ein so früher Tod beschießen war, nicht lange 
danach sei Authari nach Spoleto und Benevent gekommen und habe diese 
Gegend erobert — was freilich schon lange durch Zotto und Farwald ge¬ 
schehen war —•; ja bis zur äußersten Südspitze Italiens fei er gezogen. 
Dort stehe unweit der Küste eine Säule in den brandenden Wogen. Der 
König fei auf feinem Roß bis zu dieser Säule geritten, habe sie mit der 
Spitze feines Speeres berührt und dabei die Worte gesprochen: „Hier soll 
der Langobarden Grenze fein!" Und diese Säule, sagt Paulus, soll noch 
bis auf den heutigen Tag dort stehen und Autharis Säule genannt 
werden. — 
Nur kurze Frist war dem jungen König vergönnt, sich feines ehelichen 
Glückes zu freuen, und auch diese Spanne Zeit war angefüllt mit einem 
reichlichen Maß von Sorge. Der Herzog von Istrien, Grasulf, ließ 
sich durch Childebert zur Untreue gegen seinen königlichen Herrn verlocken; 
gemeinsam mit dem Frankenkönig wollte er Authari angreifen. Doch scheint
	        
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