König Agilulf und Gregor der Große.
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ihn sein Abfall schnell wieder gereut zu haben. Als Childebert im
Sommer 589 ein Heer in Italien einfallen ließ, sandte er ihm keine
Hülfe. Dennoch mußte Authari, der auf diesen Angriff nicht vorbereitet
war, durch eine Geldsumme und die Verheißung der Waffenhülse den
Frieden von den Franken erkaufen. In demselben Jahre suchte eine
furchtbare Überschwemmung verschiedene Teile des Reichs, namentlich die
Gegend von Verona, heim. Im Winter daraus wütete die Beulenpest in
Italien, an der auch der damalige Bischof von Rom, Pelagins der Zweite,
starb. Aber schlimmer als dies alles war, daß Romanus, der neue
Exarch von Ravenna, ein thatkräftiger Mann, zugleich mit den Franken
einen verabredeten Doppelangriff auf das Langobardenreich unternahm.
Während des wortbrüchigen Childebert Heer von Osten her bis an die
Etsch, von Norden her bis zum Comersee vordrang, eine Anzahl Burgen
brach und nach Kräften das Land verwüstete und verheerte, drohte im
Rücken Autharis Romanus, der aus Ravenna vorrückte und Modena
und Mantua eroberte. Die langobardischen Herzöge von Reggio (in der
Emilia), Parma und Piacenza waren nichtswürdig genug sich den Byzan¬
tinern zu unterwerfen. Dem König und seinen Getreuen blieb nichts anderes
übrig als sich in Pavia und andern festen Plätzen zu verschanzen. Da
brachen Seuchen und Hunger unter den Franken ans; sie zogen ab und
erreichten in elendem Zustand die Heimat. Romanus wurde in Istrien
durch den Herzog Grasulf, der diesmal bent König die Treue hielt, längere
Zeit festgehalten. Um einem erneuten Doppelangriff der Franken und der
Byzantiner vorzubeugen, schickte Authari an den greisen König Guntram
von Burgund Gesandte, die die Merowinger zum friedlichen Einvernehmen
mit den Langobarden bewegen sollten. Doch ehe die Boten zurückkehrten,
starb, zwei Tage nach der Wahl Gregors des Großen zum Papste, am
5. September 590 der junge Langobardenherrscher, wie man sagte, an Gift.
Nur sechs Jahre hatte der treffliche Fürst die Krone getragen. Theude-
linde umhüllte ihr schönes Haupt mit dem Witwenschleier, und das Volk
beweinte seinen geliebten König.
10. König Agrlulk und Gregor der Große.
(Von 590 bis 615.)
Die ernste Frage: Wer soll nun König sein? trieb die langobardischen
Edlen zu sorgenvoller Beratung. Ein Erbe der Krone war nicht vor¬
handen; den Würdigsten aus ihrer Mitte zu finden, getrauten sie sich nicht,
oder die Stimmen konnten sich nicht einigen; kurz sie faßten endlich den
einstimmigen Beschluß, sie wollten der königlichen Witwe Theudelinde die
Herrschaft überlassen und sie bitten, sich aus allem Langobardenvolk einen