König Agilulf und Gregor der Große.
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für sein Teil erfolgreich: der Herzog für die Feststellung der Friedens-
bedingnngen, der Bischof für die Auslösung der Gefangenen. Bald kehrten
die Gesandten glücklich heim und die Langobarden hatten von nun an
Ruhe vor den Franken, wozu die inneren Wirren und Greuel im Franken¬
reiche nicht wenig beitrugen.
Bevor sich aber Agilulf mit ganzer Kraft auf die noch drohenden
äußeren Feinde, die Kaiserlichen, warf, mußte er die gärenden Elemente
im Innern des Reichs bezwingen. Unbekümmert um die schreckliche Dürre,
die von Januar bis September 591 im Lande herrschte und eine böse
Hungersnot im Gefolge hatte, zog er gegen die widerspenstigen herzoglichen
Gewalten im Langobardenreiche, dessen Bestand er nur durch rücksichtslose
Ausbeutung der Königsmacht sichern konnte. Nachdem er einen Herzog.
Mimuls, der westlich vom Lago Maggiore hauste, wegen seines früheren
Abfalls zu den Franken mit dem Tode bestraft hatte, wandte er sich gegen
diejenigen Großen, die ihm die Anerkennung noch trotzig verweigerten, weil
sie sich für geeignetere Thronerben Autharis halten mochten. An ihrer
Spitze stand Gaidulf von Bergamo, der wegen seiner Verwandtschaft mit
Authari am sichersten auf Theudelindes Wahl gerechnet hatte. Deshalb
war er sicherlich von der Mailänder Maiversammlung weggeblieben und hatte
die Zeit zur Befestigung seiner Stadt gegen die zu erwartenden Angriffe
des Königs benutzt; denn im offnen Felde konnte er den Kampf nicht
wagen. Aber als Agilulf nun mit Heeresmacht heranrückte, entfiel dem
Herzog der Mut; er stellte Geiseln und schloß Frieden mit dem Könige.
Hierauf wandte sich dieser gegen einen andern der aufständischen Großen, den
Herzog Ulfart von Treviso, der als Nachbar der Byzantiner den Lockungen
derselben gefolgt und vom Könige abgefallen war. Er wurde belagert und
gefangen genommen. Von hier aus in die Gegenden vorzudringen, die
590 von den Kaiserlichen zurückerobert worden waren, wurde er verhindert
durch den abermaligen Abfall des Herzogs Gaidulf, welcher die stark be¬
festigte Insel Comacina im Comersee, dieselbe, auf der der Römer Francio
zwanzig Jahre lang den Langobarden getrotzt hatte, zum Mittelpunkt des
Aufruhrs wählte. Agilulf aber eroberte die Insel, verjagte Gaidulfs An¬
hänger und ließ den Schatz, den er dort fand, nach Pavia bringen. Gai¬
dulf "selbst entkam zwar nach Bergamo, ward aber hier vom König ge¬
fangen und wider Erwarten zu Gnaden angenommen. Der Grund solcher
Milde kann nur die Rücksicht aus die Verwandtschaft Gaidulfs mit dem
Königshause und die Absicht, durch wahren Edelsinn die Herzöge für sich
zu gewinnen, gewesen sein.*)
So war Agilulf bestrebt, dem Reiche eine feste innere Ordnung zu
*) Weise a. a D. S. 152.