Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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trachteten darnach, die bisherigen Staatseinrichtungen umzustürzen 
und der Alleinherrschaft sich zu bemächtigen. Ein ganzes Jahr¬ 
hundert hindurch erschütterten diese furchtbaren Kämpfe den Staat. 
63. Marius und Sulla. 
1. Zwei römische Feldherren. — Der erste förm¬ 
liche Bürgerkrieg entstand zwischen Marius und Sulla. Beide 
waren Feldherren, die durch die glänzendsten Waffenthaten hervor¬ 
ragten. Aber auch unersättlicher Ehrgeiz und wilde Grausamkeit 
erfüllte sie beide. Sonst waren sie sehr von einander verschieden. 
Mar lus stammte aus einer armen Bauernfamilie und besaß gar 
keine Bildung. Aber so hart und rauh seine Sitten waren, als 
Soldat kam ihm keiner gleich. Durch Kühnheit und Tapferkeit 
schwang er sich vom gemeinen Manne zum Oberfeldherrn empor. 
Nun erfocht er eine Reihe herrlicher Siege. Als einst die Ci m b e rn 
und Teutonen (s. Nr. 71), wilde deutsche Völkerschaften, von Norden 
her gegen Rom heranzogen, wurde er der Retter seines Vater¬ 
landes. Dadurch erlangte er das höchste Ansehen; vor allem wurde 
er der Liebling des geringen Volkes, weil er aus dessen Mitte 
hervorgegangen war und sich stets zu ihm hielt. Sulla dagegen 
war von vornehmem Stande, in den Wissenschaften gebildet und 
als Feldherr durch Glück und Klugheit ausgezeichnet. Ihm hing 
die Partei der Vornehmen an; und da jetzt ein neuer großer Feld¬ 
zug bevorstand, so übertrug sie ihm den Oberbefehl des Heeres. 
Dies wurde die Ursache zum Bürgerkriege. 
2. Marius Flucht und Rache. — Denn Marius, der sich 
für den ersten Mann in Rom hielt, erhob sich jetzt gegen Sulla, um 
ihm mit Gewalt die Feldherrnstelle zu entreißen. Er erregte einen 
Volksausstand; aber Sulla, an der Spitze seines Heeres, siegte, und 
Marius, in die Acht erklärt, konnte nur durch eilige Flucht dem Tode 
entgehen. Er rettete sich unter vielen Gefahren nach Afrika. Doch 
kaum war nun Sulla in den Krieg abgegangen, so kehrte Marius nach 
Italien zurück, sammelte aus Sklaven und allerlei verlaufenem, beute¬ 
gierigem Volk ein Heer und drang an der Spitze dieser zügellosen 
Scharen in Rom ein. Mit entsetzlicher Grausamkeit wütete er nun 
gegen alle, die es mit Sulla gehalten. Tausende von ihnen ließ er vor
	        
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