Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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Italiens, Venedig und Genua, mit den kostbaren Erzeugnissen 
Indiens einen höchst gewinnreichen Handel. Die Waren wurden durch 
die Araber nach Syrien und Ägypten gebracht, dort von den italieni¬ 
schen Kaufleuten abgeholt und um hohe Preise durch ganz Europa 
verkauft. Wieviel vorteilhafter wäre es gewesen, wenn man aus 
Europa ganz zur See hätte nach Indien gelangen und so mit dem 
reichen Lande unmittelbar in Handelsverkehr treten können! Allein 
der Seeweg um Afrika war damals noch nicht bekannt; man wußte 
gar nicht, wie weit sich dieser Erdteil nach Süden hin erstreckte. 
Ja, man hielt eine Umschiffnng Afrikas für ganz unmöglich. „Unter 
dem Äquator", erzählte man, „ist die Hitze so furchtbar, daß das 
Meer kocht und jedes Schiff in Brand gerät. An andern Stellen 
ist das Meerwasser ein dichter Schlamm, in welchem kein Schiff 
mehr vorwärts kann; dazu voll grimmiger Tiere, die mit ihren 
riesigen Rücken alle Fahrzeuge in die Luft schleudern und zerschmettern". 
Solche Märchen schreckten lange von allen Versuchen ab. 
2. Bartholo mäus Diaz 1486. — Da faßte endlich der 
Sohn eines Königs von Portugal, Prinz Heinrich, genannt der 
Seefahrer, den Entschluß, die Westküste Afrikas genauer zu 
erforschen. Er wußte auch andern Mut einzuflößen, und so begannen 
unter seiner Leitung Entdeckungsfahrten, welche bald schöne 
Erfolge hatten. Die fruchtbare Insel Madeira, wo jetzt der köstliche 
feurige Wein wächst, und die kanarischen Inseln, das Vaterland 
der niedlichen Kanarienvögel, wurden aufgefunden, und die Küste 
Afrikas mehr und mehr nach Süden zu aufgeschlossen. Das erhöhte 
den Eifer, man fürchtete schon nicht mehr die Sonnenglut der 
Äquatorgegend, und einige Zeit nach dem Tode des Prinzen 
Heinrich gelang es dem kühnen Seefahrer Bartholomäus 
Di az, die Südspitze Afrikas zu erreichen. Er nannte sie das 
Vorgebirg der Stürme; denn schreckliche Stürme wüteten, als e-r 
diese Küste erblickte. Sobald aber der König die Nachricht von 
dieser glücklichen Entdeckung erhielt, rief er freudig aus: „Nein, 
sie heiße das Vorgebirg der guten Hoffnung; denn jetzt 
ist ja die Hoffnung vorhanden, daß wir bald auch nach Ost¬ 
indien kommen werden".
	        
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