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erüeiltet, setzten ihn dazu instand. Sechzig Edelknaben aus den
vornehmsten Häusern, in hellblauen Sammet mit Gold gekleidet,
bedienten ihn. Eine Leibwache von fünfzig Mann, mit Hellebarden
bewaffnet, stand in seinem Schloßhofe. Mehrere hundert der
prachtvollsten Pferde füllten seinen Marstall, und wenn er über
Land reiste, so wurden ihm Gerät und Gefolge auf hundert vier¬
und sechsspännigen Wagen nachgefahren. In seinem Palaste zu
Prag folgte ein glanzvolles Fest auf das andere. Er selber
jedoch blieb bei aller Fröhlichkeit seiner Gäste stets ernst und
finster. Niemals sah man den hageren, großen Mann mit den
kleinen, funkelnden Augen lachen; niemals hörte man von seinen
Lippen zutrauliche, freundliche Worte. Seine gewöhnliche Tracht
war ein Reitkoller von Elennshant und ein scharlachroter Mantel,
auf dem Kopfe ein Hut mit roter Feder und an den Füßen große
Stulpstiefel. So erschien er in seinem Äußeren noch immer als
Feldherr. Und abermals als Feldherr eines mächtigen Heeres
aufzutreten, das war sein brennendes Verlangen. Er sah daher
mit innerlicher Schadenfreude die Not, in welche der Kaiser ge¬
raten war. Jetzt mußte dieser zu ihm kommen und ihn um Hilfe
anflehen; denn nur er konnte helfen. Und der Kaiser that den
sauern Schritt und bat dringend: „Komm und rette mich!" Erst nach
langem Zögern gab der stolze Friedländer den flehenden Bitten nach.
Er warb ein Heer, das ihm allein angehören sollte, bei dem der
Kaiser nichts zu sagen hatte, ja nicht einmal erscheinen durfte.
2. Die Schlacht bei Lützen 1632. — Nun hatte
Gustav Adolf wieder einen tüchtigen Feind zu bekämpfen. Bei
Nürnberg trafen sich beide Heere zuerst und standen monatelang
verschanzt einander gegenüber. Wallenstein wagte keine Schlacht;
Gustav suchte vergebens Wallensteins festes Lager zu erstürmen.
Endlich zogen sowohl die Schweden wie die Kaiserlichen davon.
Wallenstein wandte sich gegen Sachsen. Schreckliche Verheerungen,
Raub, Brand und Mord bezeichneten seinen Weg. Rasch eilte der
Schwedenkönig ihm nach. Bei dem Städtchen Lützen, nicht weit
von Leipzig, erreichte er Wallensteins Heer. An einem kalten
Herbstmorgen, 16. November 1632, während dichter Nebel die