Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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und die republikanische Verfassung der Revolutionszeit wiederher¬ 
zustellen trachteten. Überall Spaltung und Hader, nirgends Zu¬ 
friedenheit. Und diese Parteistreitigkeiten dauerten fort, als nach 
des kinderlosen Ludwig XVIII. Tode sein Bruder Karl X. den 
französischen Thron bestiegen hatte. Dem stolzen Sinne dieses 
Fürsten waren die Staatsgesetze, welche seine Herrschergewalt ein¬ 
schränkten, zuwider; sein Streben ging dahin, die königliche Macht¬ 
fülle in jeglicher Weise zu vermehren. Dies Verhalten mißfiel 
dem französischen Volke und mehrte die Zahl der Unzufriedenen. 
Immer allgemeiner und stärker wurde der Widerspruch, welcher 
der Regierung entgegentrat. Da suchten des Königs Minister 
durch gewaltsame Maßregeln ihre Gegner zum Schweigen zu 
bringen. Sie beschränkten das Recht, sich in den Zeitungen über 
Staatsangelegenheiten frei auszusprechen, sie verkürzten ferner das 
Wahlrecht des französischen Volkes, sodaß sich dessen Stimme in 
der Landesvertretung nicht mehr klar und kraftvoll kundgeben konnte. 
Hiermit legten die Minister Hand an die Volksfreiheiten und ver¬ 
letzten die Staatsverfassrlng, welche diese Freiheiten gewährt hatte. 
Alsbald kam es zum Aufstand. 
3. Die Julitage 1830 in Paris. — Am 27.Juli 1830 
rottete sich das Volk in den Straßen von Paris zusammen, riß die 
königlichen Wappen und Schilder von den Häusern ab, raubte die 
WaffenläW aus und baute aus umgestürzten Wagen, abgehauenen 
Bäumen und ausgebrochenen Pflastersteinen an den Straßenecken 
Barrikaden, um von denselben aus die königlichen Truppen zu be¬ 
kämpfen. Drei Tage dauerte die blutige Straßenschlacht; endlich 
wichen die erschöpften Soldaten den hartnäckigen Angriffen der 
Empörer: der Sieg des Aufstandes war entschieden. Er führte 
zu einer Thronumwälzuug, der sogenannten Julirevolution. 
Der alte König mußte abdanken und aus dem Lande fliehen, 
seine Familie wurde des französischen Thrones auf immer für 
verlustig erklärt. Und schon dachten die Barrikadenkämpfer daran, 
wieder eine Republik zu errichten. Aber den ordnungliebenden 
Bürgern graute vor einer Wiederkehr der Schrecken, welche einst 
die Republik über Frankreich gebracht hatte. Sie verlangten
	        
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