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ihm zum Aufenthalte angewiesen. Den sieggekrönten König von
Preußen aber umrauschte, als er die Reihen seiner Krieger
durchritt, der vieltausendstimmige Gesang:
„Heil dir im Siegerkranz,
Herrscher des Vaterlands,
Heil, König, dir!"
„Welch eine Wendung durch Gottes Führung!" schrieb der König
an seine Gemahlin.
141. gtvntvt Siege, Fall r»orr Papis ttstfr Friede.
1. Frankreich eine Republik; die Deutschen vor
Paris. — Die Franzosen hatten nach der Schlacht bei Sedan
keine Armee mehr im Felde. Aber den Forderungen des Siegers
sich beugend den Frieden anzunehmen, dazu war das Volk zu ver¬
blendet. Es suchte Hilfe in einer Revolution. Am 4. September
wurde in Paris, während die Kaiserin eiligst die Flucht ergriff,
die Republik ausgerufen. Eine aus Freiheitsmännern gebildete
sogenannte „Regierung der Nationalverteidigung"
übernahm, wie sie hochtönend verkündete, die Aufgabe, „Frank¬
reichs heiligen Boden von den barbarischen Eindringlingen zu
säubern". „Kein Zollbreit Landes, kein Stein einer Festung" sollte
ausgeliefert werden. König Wilhelm aber antwortete auf
solchen Übermut mit dem Befehle an die Seinen: „Auf nach
Paris!" Am 19. September waren die Heere des preußischen
und sächsischen Kronprinzen bereits vor den Mauern der Haupt¬
stadt angelangt. Allein ein weiter Kranz von mächtigen Festungs¬
werken schützt dieselbe gegen feindliche Angriffe. Kanm war die
deutsche Streitmacht zahlreich genug, die unermeßliche Stadt
völlig zu umschließen. Nur eine monatelange Umlagerung konnte
die Übergabe herbeiführen.
2. Straßburg und Metz. —Unterdes machten die Deutschen
andere wichtige Eroberungen. Eine ganze Reihe französischer
Festungen wurde eingenommen. Von besonderer Bedeutung war
die Übergabe von Straßburg, das seit der Schlacht von