Full text: Alte Geschichte (1. Bdchen)

— 102 — 
Unb wirklich brach balb ein Bruberkrieg zwischen Hermann 
unb Mark ob aus. Dieser Markomannenfürst hatte sein Volk 
nach Böhmen geführt unb bort bis an bie Elbe ein gewaltiges 
Reich gestiftet, bas er immer weiter ansznbehnen trachtete. Da 
Marbob auch an ben Befreiungskriegen ber Deutschen keinen 
Anteil genommen hatte, so kam es zwischen ihm unb Hermann 
zum Kriege. Obschon Hermanns Oheim, welcher unter bes 
Neffen Befehlen nicht stehen wollte, auf Marbobs Seite trat, 
blieb jener boch Sieger. Von seinen Solbateu verlassen floh 
Marbob in ben Schutz ber Römer. Diese gaben ihm bas 
Gnabenbrot unb wiesen ihm Raüenna als Aufenthaltsort an, 
wo er ruhmlos noch 18 Jahre lebte. 
Hermann würbe balb ein Opfer ber innern Zwietracht 
unter ben Cheruskern. Er fiel burch eine Verschwörung seiner 
Vertoanbten, bie, eifersüchtig auf feinen Ruhm, ihm Streben 
nach Alleinherrschaft vorwarfen, im 37. Jahre seines Lebens 
(21 n. Chr.). 
Er war ber Retter beutscher Freiheit unb Sitte. Ein 
römischer Geschichtsschreiber urteilt von ihm: „Unstreitig war 
Hermann ber Befreier Germaniens; er hat bas römische Reich 
nicht in seinen Anfängen, sonbern in seiner Machtherrlichkeit be¬ 
kämpft. Er war zwar in ben Schlachten nicht immer sieghaft, 
im Kriege aber unbesiegt. Zwölf Jahre leitete er Deutschland 
Angelegenheiten nach ben Wünschen seiner Mitbürger; nach 
seinem Tobe warb er Gegenstanb ihrer Verehrung." 
Von jetzt an beherrschten bie Römer nur einen Teil Deutsch- 
laubs zwischen ber Donau, bem Main unb Rhein, bas Zehnt- 
laub. Es war burch einen Wall unb Graben unb burch be¬ 
festigte Türme gegen bas übrige Deutschlaub geschützt. Von 
biesem Grenzwall,, ober Pfahlgraben, auch Teufelsmauer ge¬ 
nannt, sinb noch Überreste vorhanben. 
16. Die Völkerwanderung. 
1. Anfang der Völkerwanderung. Um bas Jahr 
375 n. Chr. kam ein Volk finnischen Ursprungs aus Ostaien 
unb fiel in Europa ein. Es waren bie Hunnen. Den ge¬ 
sitteten Völkern erschienen sie wie roilbe reißenbe Tiere; ihr 
Anblick war furchtbar. Sie hatten einen kleinen, aber stark¬ 
knochigen unb breitschultrigen Körper, ihr fleischiger Hals schien 
zwischen ben Schultern vergraben, ber Kops war bick unb runb, 
die Stirne kurz, bie Nase gequetscht, bas Gesicht breit unb platt;
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.